• Göttin ist das Recht gethan
    Weil ich auf und nieder gehe,
    Und am Fenster stille stehe,
    Stellest du dich Seiten an.

    Höfflich redest du mit mir,
    Als ich mich zu dir wil bücken,
    Reicht dein Knabe hinterm Rücken
    Ein gespanntes Hand Rohr dir.

    Eh, als ich nehm es in acht,
    Giebst du...

  • Warum schleust du den Hals und deine weisse Hand
    An diese goldne Kett', an dieses goldne Band?
    Indem du dich geziert, und gehest wie gefangen,
    So führst du mich herumb, und bindest mein Verlangen.
    Die Schönheit ist mein Joch. Drumb ist es recht gethan,
    Daß ich, und nicht daß du die Ketten trägest an. (S. 349)
    ...

  • Nymphe, weil ich werffe mich,
    Dir gebückter vor die Füsse:
    Und den Saum des Rockes Küsse,
    Ey so laß erbitten dich.

    Zwar, du wilt mit deiner Hand
    Von der Erden mich aufheben,
    Mit ein schönes Antlitz geben:
    Doch dein Hertz ist unverwand.

    Nun ein Circkel ist der Saum:
    Drüber wolt...

  • Voll Feuer ist mein Sinn, mein Augen kalt wie Fluth.
    Das macht, daß seinen Sitz der Gott der süssen Schmertzen
    Bey ihr in Augen hat und bey mir in dem Hertzen.
    Ach! daß er wechseln wolt, und nehmen sonder Pein
    In ihr das Hertze zwar, in mir die Augen ein. (S. 350)
    _____

  • Göttin, du bist Stall und Stein,
    Sol ich meine Lieb und Pein
    In dein hartes Hertze graben,
    So muß ich was härters haben.

    Was ist härteres als du:
    Das mich reitzt so starck dazu.
    Es sind die standhafften Flammen,
    Die aus Witz und Tugend stammen.

    Es bringt einen Azoth mir
    Die...

  • Druckt es an Mund, und warff dadurch der Augen Paar:
    Nicht Haar, vielmehr ein Netz: in dem ich mich verfitzt,
    Dadurch viel tausend Blick auf mich gefach geplitzt.
    Nicht Netz, ein schlauer Raub: weil sie durch diesen Strahl
    Mir Hertze, Seel und Muth und Sinn u. Leben stahl.
    Niemand nahm es in acht. Nun es hat keine Noth,...

  • So viel Wellen in der See:
    Wan die Fluth steigt in die Höh,
    So viel Stern in hellen Nächten:
    Derer Zahl nicht zu verfechten.

    So viel Blätter in der Welt,
    Wenn der Herbst sie runter fält;
    So viel Stipchen in der Sonnen,
    Wenn der Ausfluß kommt geronnen.

    So viel Anschläg auf der Post,...

  • Wann durch der Flammen Krafft der Phoenix sich gebiert,
    Sehn wir, daß die Geburt von seinem Sterben rührt.
    Aus seinem Grabe kan sich seine Wieg erheben,
    Aus seiner Asche springt und bricht hervor das Leben.
    So sterb und leb ich auch. Es machen mich, o Noth,
    Dein Augen lebendig, mein liebes Feuer todt. (S. 351)...

  • Weil die Angel offen stunden,
    Hab ich mich zu euch gefunden:
    Fraülein, in der Kammer Thür,
    Euer Mensch verrieth sie mir.

    Fangt nicht auf sie an zu schmähen,
    Denn ich habe nichts gesehen,
    Als wie ihr des Todes Bild
    In den blossen Armen hielt.

    Ich zog ab den leisen Fuß,
    Legt...

  • Fraülein Rößle
    gebohrne Fraülein
    von Sedlintzky

    Den Titul, Fraülein, ihr, das Buch hab ich gemacht,
    Das Buch nehmt ihr, und mir wolt ihr den Titul geben,
    Ich laß es ja geschehn, doch, ist es recht erdacht:
    Kan, was von Euch gebohrn, bey Euch auch eintzig leben.

    Was mehr als diese Zier...