• [114]

    Siehst du nach Tränen meine Augen gehren
    Ob neuen Jammers, der mein Herz zerschneidet?
    [115] So fleh’ bei der ich, die nie von dir scheidet:
    O heile, Herr, mich von der Luft an Zähren!

    5 Dein rechter Arm soll, tötend, Recht’ ihn lehren,
    Das er zertritt, der flüchtend dich vermeidet,
    Beim Wütrich weilt, an seinem Gift sich weidet, –...

  • Siehst du mir nur ins Aug' hinein,
    Nenn' ich die Welt, den Himmel mein!

    Und wenn mich deine Hand nur drückt,
    Gedenk' ich Gottes, fromm entzückt.

    Doch wenn dein Mund im Kuß mich hält,
    Vergess' ich Himmel, Gott und Welt! (S. 139)

  •  
    Du siehst, es bleibt mit mir beim alten,
    Trotz mancher bittern Neckerei;
    Versprechen - und Versprochnes halten -
    Ist mir noch immer zweierlei.

    Und daß dir alle Zweifel schwinden
    An meinem Unverändertsein,
    Stell' ich mich mit Entschuld'...

  • Siehst du mich an mit stillen Augen,
    Da überkommt's mich oft genug,
    Als seien wir emporgestiegen
    Aus einem alten Märchenbuch.

    Und wie im Traum' schau' ich die Halle
    Und schau' im Waldesdunkel tief
    Die grüne Dämmrung, drin verzaubert
    Uralt beschlossne Liebe schlief.

    ...

  •   Siehst du das reiche Sonnenglänzen,
    Die Blütenwunder überall, -
    Die Glückverheißung ohne Grenzen
    Klingt aus des Meisenliedes Schall.

    Nun sollst du deine Hand mir geben,
    Wir wandern waldentlang allein,
    Und hoffen, daß das ganze Leben
    Ein...

  •  

    Siehst im Lenz Du Rosen blühen, frage nicht, wie viele blühn!
    Laben Dich der Sonne Strahlen, frage nicht, wie heiß sie glühn!
    Daß ich lieb' Dich heiß und innig, jeder meiner Küsse spricht,
    Doch wie heiß, wie groß mein Lieben, süße Liebste, frag' es nicht!
    (S. 429)