• Nimm nie zum Abschied einen Kuß,
    Das wär' ein Punkt, es wär' ein Schluß.
    Mußt einen Doppelpunkt erringen,
    Dann mög' der Nachsatz Glück dir bringen. (S. 150)

  • Blumenaugen lügen nicht,
    Wie auch Mädchenblicke lügen,
    Blumensprache kann nicht trügen,
    Blumenaugen lügen nicht.

    Wollt'st du, als ich gehn gemußt,
    Keinen Blick mir zugestehen,
    Hat mich freundlich angesehen
    Doch die Ros' an deiner Brust. (S. 9)

  • Die Zeit, wo wir noch schmachten müssen,
    Küss' immer mich die Rose satt,
    Die du gesandt, aus jedem Blatt
    Grüßt mich dein Mund mit tausend Küssen!

    Doch kommt die Zeit, Herz, wo dein Kosen
    Den Frühling mich vergessen läßt,
    Wo jeder Kuß ein Rosenfest
    Mit allen hunderttausend Rosen! (S. 150)

  • Wenn wir einst vereinte Funken
    In der großen Gottesglut,
    Oder Tropfen still versunken
    In der Seligkeiten Flut:

    Nimmer doch vergessen dürfte
    Ich dein Händchen, schneeweiß, klein,
    Kuß auf Kuß, den dort ich schlürfte,
    Fiel' mir noch im Himmel ein. (S. 150)

  • Wie wenn die Frau dem Mann was stickt,
    Sie meint, es soll geheim geschehen,
    Doch hat er alles längst erblickt.

    Bist du auch fern so manche Weile,
    Du siehst mir doch hinein ins Blatt,
    Ich schreib' dir keine einz'ge Zeile,
    Die nicht dein Geist erraten hat.

    Du bist so bei mir jede Stunde,
    In...

  • Schöne Meßnerin!
    Holde Führerin
    Durch die Kirche unsrer lieben Frauen!
    Eh' von hier ich schied,
    Will ich diesem Lied
    Einen flücht'gen Gruß an dich vertrauen.

    Mit beredtem Mund
    Gabest du mir kund,
    Wer die schönen Bilder all ersonnen,
    Zogst mein Augenmerk
    Auf manch...

  • Die mich fleucht, die such ich,
    Ich lobe, was mir fluchet,
    Der ich fluch, ehret mich.
    Nicht alles, was bequem,
    Ist lieb und angenehm.
    Was uns die Augen giebt,
    Das hasst man offt im Hertzen,
    Und dis, was uns betrübt,
    Verehrn wir voller Schmertzen.
    Ich wil, die mich nicht wil,...

  • Wie Apollo seinen Strahl
    Läst zu uns hernieder gehen,
    Und doch in des Himmels Höhen
    Bleibt Apollo überall;
    Und wie Arethusa Fuß
    Durch die See mit seinen Fischen
    Kommt gegangen ohn Vermischen
    Und behält den frischen Flug:
    Also gehet auch Verstand
    Mitten durch der Liebe Flammen,...

  • Wann unsre Hertzen ich mir bilde, Göttin, ein:
    Ist deines und zugleich auch meines wie ein Stein.
    Zwar deins, weil es die Angst des Meinen nicht erwegt,
    Und meins, weil es den Grimm des Deinen so erträgt.
    Jedoch, bedenck ich ie mein Leiden umb und an,
    Das du mir schickest zu, und ich ertragen kan:
    Fält grosses...

  • Alles, was ich seh an dir,
    Deiner Stellung, Wonn und Zier:
    Deiner Wangen freundlich Lachen,
    Wann sie Rosengrüblein machen,
    Deiner Augen Schertz und Spiel,
    Wann sie sind der Meinen Ziel:
    Deiner Lippen lieblich Küssen,
    Wann sie sich zusammen schliessen:
    Deiner Hände Deuteley:
    ...