Stimme im Herbst, verzichtend über dem Grab
auf deine Welt, du blasse Schwester des Monds,
süße Verlobte des klagenden Windes,
schwebend unter fliehenden Sternen —

5 raffte der Ruf des Geists dich empor zu dir selbst?
nahm ein Wüstensturm dich in dein Leben...

Poet: Karl Kraus

So, Mutter, Dank! So fühl’ ich deine Hand.
Oh, sie befreit von Nacht und Vaterland!
Ich athme Wald und heimatliches Glück.
Wie führst du mich in deinen Schoß zurück.

5 Nun ist der Donner dieser Nacht verrollt.
Ich weiß es nicht, was sie von mir gewollt....

Poet: Karl Kraus

Wovor ist mir denn bang?
Was soll mir denn geschehen?
Ich werde Neues sehen.
Und bis dahin ist’s lang.

5 [...

Poet: Karl Kraus

So spät ist es, so späte,
was werden wird, ich weiß es nicht.
Es dauert nicht mehr lange,
mir wird so bange,
5 und seh’ in der Tapete
ein klagendes Gesicht.

[...

Poet: Karl Kraus

Wie doch die Kraft das Wasser hebt!
Es steigt und schwindet, schwillt und schwebt,
es steht im Strahl, es kommt und fällt
in diese nasse Gotteswelt,

5 die zwecklos wie am ersten Tag
bloß ihrer Lust genügen mag
und von dem holden Überfluß
an keine...

Poet: Karl Kraus

Wie nach den Lebensnächten
es prangt in neuen Prächten,
vom Morgenthau benetzt!
Was hebet aus den Grüften
5 und letzt mit linden Lüften
auch mich zuguterletzt?

Es heilt das Herz vom Hirne
und kühlt die kranke Stirne
am jungen Tag gesund....

Poet: Karl Kraus

Wie wird mir zeitlos. Rückwärts hingebannt
weil’ ich und stehe fest im Wiesenplan,
wie in dem grünen Spiegel hier der Schwan.
Und dieses war mein Land.

5 [...

Poet: Karl Kraus

O Unterschied im Liebesspiele!
Wie kommt es aus ganz andern Quellen:
bei ihr zu sein,
und sie sich vorzustellen!
5 Denn sie ist nur ein Schein;
doch wenn sie fern, erwachsen die Gefühle.

Kurz ist die Gier,
und man ist bald am Ziel
und...

Poet: Karl Kraus

Hab’ ich dein Ohr nur, find’ ich schon mein Wort:
wie sollte mir’s dann an Gedanken fehlen?
Von zwei einander zugewandten Seelen
ist meine flüchtig, deine ist der Hort.

5 Ich komme aus dem Leben, jenem Ort,
wo sie mit Leidenschaft das Leben quälen
und...

Poet: Karl Kraus

Nie las ein Blick, von Thränen übermannt,
ein Wort wie dieses von Immanuel Kant.

Bei Gott, kein Trost des Himmels übertrifft
die heilige Hoffnung dieser Grabesschrift.

5 Dies Grab ist ein erhabener Verzicht:
»Mir wird es finster, und es werde Licht!«

...

Poet: Karl Kraus