Als ich in der Nacht mein Werk geschrieben,
sind an meinem Licht
viele Mücken hängen geblieben.
Und ihr Summen stört mein Gedicht.
5 So müssen, will ich weiter schreiben,
fortan meine Fenster geschlossen bleiben.

     Nun sitzen sie an den Fenstern...

Poet: Karl Kraus

Wir, die Wehrmacht zu entzücken,
eingerückte Heereshuren,
kehren nunmehr euch den Rücken
als Brigade der Lemuren.

5 Opfernd heldischem Verlangen,
angesteckt von eurem Mute,
Rosen blühn uns auf den Wangen
und die Syphilis im Blute.

Blut...

Poet: Karl Kraus

Bin so viel Jahre schon und Nacht für Nacht
in einem Unterstand gesessen.
Und habe dennoch nicht vergessen,
daß Gott der Herr den Tag gemacht.

5 Ihr aber habt geschlafen unterdessen.
Ich aber habe nur gewacht,
und hab’ darüber nachgedacht,
daß...

Poet: Karl Kraus

Als deine Sonne meinen Schnee beschien,
ein Sonntag wars im blauen Engadin.

Der Winter glühte und der Frost war heiß,
unendlich sprühten Funken aus dem Eis.

5 [...

Poet: Karl Kraus

Nun weiß ich doch, ’s ist Frühling wieder.
Ich sah es nicht vor so viel Nacht
und lange hatt’ ich’s nicht gedacht.
Nun merk’ ich erst, schon blüht der Flieder.

5 Wie fand ich das Geheimnis wieder?
Man hatte mich darum gebracht.
Was hat die Welt aus uns...

Poet: Karl Kraus

Vor Tönen, Formen, halb erwachten Träumen
wird mir im innern Herzen bang.
Ich lebe in dem Untergang
und wohne in bedrohten Räumen.

5 Nicht fürcht’ ich mich vor irdischen Gewittern
und bin für jeden Donner taub.
Doch zittert wo ein Espenlaub,
so...

Poet: Karl Kraus

Du großer Gott, laß mich nicht Zeuge sein!
Hilf mir hinab ins Unbewußte.
Daß ich nicht sehen muß, wie sie mit Wein
zur Not ersetzen ihre Blutverluste.

5 Du großer Gott, vertreib mir diese Zeit!
Hilf mir zurück in meine Kindheit.
Der Weg zum Ende ist ja...

Poet: Karl Kraus

Sonne, immer du noch purpurnen Abschied nimmst,
immer doch unbeirrt, immer den Erdentag
segnend, der ins Gesicht dir in Finsternis prahlt —
wieder vorbei dem Menschenkreis.

5 Keines irrenden Sterns zitternder Funke war
je verborgener den vom Dunkel...

Poet: Karl Kraus

Der großen Zeit schreib' ich es ins Gesicht:
Weh dem, der sich vermißt, das Angedenken
gefallener Frauen nun gering zu achten!
Sie standen gegen einen größern Feind,
5 Weib gegen Mann. Nicht Zufall der Maschine,
der grad entkommt, wer ihr nicht grad verfällt,...

Poet: Karl Kraus

Ein kleiner Hund mit langem Haar, den ich persönlich kannte,
er lachte, wenn man zu ihm sprach, er weinte, weil er stumm war,
sein Blick war Dank der Kreatur, für sich und für die andern.
Da kam ein Wagen ohne Pferd und tötete das Hündchen.
5 Wer hatte es so eilig,...

Poet: Karl Kraus