• [106] SCHLAFLIED

    Einmal wenn ich dich verlier,
    wirst du schlafen können, ohne
    daß ich wie eine Lindenkrone
    mich verflüstre über dir?

    5 Ohne daß ich hier wache und
    Worte, beinah wie Augenlider,
    auf...

  • [103] SCHLAFMOHN

    Abseits im Garten blüht der böse Schlaf,
    in welchem die, die heimlich eingedrungen,
    die Liebe fanden junger Spiegelungen,
    die willig waren, offen und konkav,

    5 und Träume, die mit aufgeregten...

  • [52] SCHLANGENBESCHWÖRUNG

    Wenn auf dem Markt, sich wiegend, der Beschwörer
    die Kürbisflöte pfeift, die reizt und lullt,
    so kann es sein, daß er sich einen Hörer
    herüberlockt, der ganz aus dem Tumult

    ...
  • [185] Schlußstück

    Der Tod ist groß.
    Wir sind die Seinen
    lachenden Munds.
    Wenn wir uns mitten im Leben meinen,
    5 wagt er zu weinen
    mitten in uns.

  • [53] SCHWARZE KATZE

    Ein Gespenst ist noch wie eine Stelle,
    dran dein Blick mit einem Klange stößt;
    aber da an diesem schwarzen Felle
    wird dein stärkstes Schauen aufgelöst:

    5 wie ein Tobender, wenn er in...

  • [65] SIEGEN

    II

    Der Tag beginnt sich kaum zu lichten;
    »Heut sei im Glauben stark wie nie
    und geh mit Gott an deine Pflichten:
    Es ist ein Fall von Diphtherie ...«

    5 Sie pflegt und küßt den kleinen Kranken,...

  • [43] SOMMERABEND

    Die große Sonne ist versprüht,
    der Sommerabend liegt im Fieber,
    und seine heiße Wange glüht.
    Jach seufzt er auf: »Ich möchte lieber …«
    5 Und wieder dann: »Ich bin so müd …«

    [...

  • [74] SPÄTHERBST IN VENEDIG

    Nun treibt die Stadt schon nicht mehr wie ein Köder,
    der alle aufgetauchten Tage fängt.
    Die gläsernen Paläste klingen spröder
    an deinen Blick. Und aus den Gärten hängt

    ...

  • [28] SPHINX

    Sie fanden sie, den Schädel halb zerschlagen,
    in starrer Hand das heiße Rohr von Stahl.
    Die Menge gaffte. – Bis der Rettungswagen
    sie brachte in das gelbe Stadtspital.

    5 Nur einmal hat das Aug sie aufgeschlagen...

  • [60] Strophen

    Ist einer, der nimmt alle in die Hand,
    daß sie wie Sand durch seine Finger rinnen.
    Er wählt die schönsten aus den Königinnen
    und läßt sie sich in weißen Marmor hauen,
    5 still liegend in des...