• Fast noch ein Kind und hast Gewalt schon, bist
    schon Herrin über mich, der nun sein Glück
    einzig an deiner Huld und Güte mißt,
    demütig dein, und kann nicht mehr zurück.
    O junge Herrin, unter gütigem Stern
    sind meine stillen Jahre hingegangen,
    doch träumte mir von einer Insel, fern,
    ach so traumfern, wo...

  • Leb wohl! Wie ruhte Hand in Hand
    so kalt. Ich litt.
    O, daß ich nicht ein Wort des Herzens fand!
    Du gehst und nimmst den Frühling mit,
    nimmst Tag und Licht. -
    Geh nicht!

    aus: Gesammelte Dichtungen von Gustav Falke
    Erster Band:...

  • Vorm Himmelstor, o süßer Traum,
    treffen wir uns wieder,
    hängt über die Mauer ein Apfelbaum
    seine weißen Blüten nieder.

    Hockt auf der Mauer ein Englein quer
    und baumelt mit den Füßen,
    kommen ans Tor zehn andere her,
    uns liebreich zu begrüßen.

    Schlagen zwei die Flügel...

  • Tage, die ich ohne dich verbracht,
    waren Tage nicht, sie waren Nacht,
    nun von deiner Rückkehr mir ward Kunde,
    warte ich auf meine Morgenstunde.

    Wenn das Licht sich aus dem Dunkel hebt,
    alles Leben ihm entgegen bebt,
    klingt, wie von verborgenen Zaubersaiten,
    hell ein Klang durch alle Welt und...

  • Das war einmal: ich liebe dich!
    Wie Jugend wohl zu Jugend sagt,
    die sich in ihrem Überschwang
    an alle großen Worte wagt.

    Jetzt fragst auch du nicht: liebst du mich?
    Du fragst nur schlicht: hast du mich lieb?
    Und lächelst, daß nach Lust und Blust
    die reife Frucht am Stengel blieb....

  • Weiße Narzissen leuchten
    über dein Bild her und sagen
    mit leisen Märchenstimmen
    von heimlichen Frühlingstagen.

    Von heimlichen, warmen Tagen,
    wo sich Blumen verfrühten,
    stille weiße Sterne
    aus meinem Herzen blühten.

    Stille weiße Sterne
    der Liebe, um dich...

  • O Herz, nun alle die Blumen
    und alle die Düfte im Garten
    und draußen in Feld und Wiese -
    Worauf willst du denn warten?

    Kannst du dich nicht ermannen?
    Kannst du denn nicht vergessen?
    So manches Herz hat alles,
    was du beweinst, besessen,

    und mußte es lassen und lernte...

  • Ich wollte das Reis ausreuten,
    das mir aus dem Herzen trieb,
    wund riß ich den Boden,
    aber die Wurzel blieb.

    Die tiefklammernde Wurzel
    tötete ich nicht,
    treibt immer neue Keime
    und neue Blüten ans Licht.

    Rote, brennende Blüten,
    die spotten meiner: Tor!...

  • Maiblumen, deinem Herzen nah,
    blühten an deinem Kleide.
    Ich bat: "Schenk mir den Frühling da."
    "Nein," riefst du mir zu Leide.
    "Es war nur Spiel, war nur zum Scherz,
    daß ich mich damit schmückte."
    Und wie ein Stich ging mir's durchs Herz,
    als deine Hand die Blumen schnell
    vom Busen riß und...

  • Es ist alles nicht auszusagen,
    was ich um dich gelitten.
    Du mußt meine schlaflosen Nächte fragen,
    da ich mit Beten um dich gestritten,
    mit Wünschen und Sehnen und Hoffen viel
    trieb ein törichtes Liebesspiel.

    Und am Tage ging ich umher,
    eine einsame Seele, die keiner versteht.
    Sie...