• Weißt du noch, wie weiß, wie bleich
    in den Maiendämmerungen,
    wenn ich lag, von dir umschlungen,
    dir zu Füßen hingerissen,
    um uns schwankten die Narzissen?

    Weißt du noch, wie heiß, wie weich
    in den blauen Juninächten,
    wenn wir, müde von den Küssen,
    um uns flochten deine Flechten,...

  • Wie das Meer
    ist die Liebe:
    unerschöpflich,
    unergründlich,
    unermeßlich:
    Woge zu Woge
    stürzend gehoben,
    Woge um Woge
    wachsend verschlungen,
    sturm- und wetter-geberdig nun,
    sonneselig nun,
    willig nun dem Mond
    die unaufhaltsame Fläche -...

  • Zitternd bin ich aufgesprungen,
    glühend, mit dem Tageslichte,
    dir zu singen die Gedichte,
    die ich dir im Traum gesungen.

    Nie ertönte Innenklänge,
    zauberzarte, weiche, milde;
    nie vernommne, heiße, wilde,
    heilig brausende Gesänge.

    Und sie alle, alle rauschten
    Deinen, immer...

  • Der erste hat mir einen Schmuck geschenkt,
    einen Schmuck aus Perlen, der eine kleine Stadt wert ist,
    samt den Denkmälern und der Kirche,
    dem Rathaus und der Steuerkasse.

    Der Zweite hat mir Verse gemacht.
    Er hat gesagt, ich sei viel holder
    als eine Seerose im Morgenrot
    und scheuer als der Abendwind....

  • Die Wolken leuchten immer noch,
    die dunkeln Blätter zittern sacht;
    ich bin im Grase aufgewacht,
    o kämst du doch,
    es ist so tiefe Mitternacht.

    Den Mond verdeckt das Gartentor,
    sein Licht fließt über in den See,
    die Weiden schwellen still empor,
    mein Nacken wühlt im feuchten Klee;...

  • Du gehst nie von mir,
    ich bleibe bei dir;
    denn du bist in mir
    fern wie nah.

    In jedem Herzschlag,
    der mich belebt,
    bist du's, die mit mir
    durchs Leben strebt.

    Mit jedem Atemzug,
    der mir die Seele klärt,
    fühl ich, wie deine
    Seele mich nährt,

    ...
  • Du mußt nicht meinen,
    ich hätte Furcht vor dir.
    Nur wenn du mit deinen
    scheuen Augen Glück begehrst
    und mir mit solchen
    zuckenden Händen
    wie mit Dolchen
    durch die Haare fährst,
    und mein Kopf liegt an deinen Lenden:
    dann, du Wehrlose,
    beb' ich vor dir ...

    ...
  • Hab ich schon mit dir gespielt,
    als wir Kinder waren,
    scheu um Nachbars Ecke geschielt
    nach deinen flirrenden Haaren?

    Wenn mich nur dein Atem streift,
    fühl ich uns durchs Haidekraut springen;
    wenn mich deine Hand ergreift,
    möchte ich mit dir ringen.

    Bist du doch so schlank und schmeid,...

  • Ich bin arm, du bist reich,
    darum bau ich dir ein Schloß
    aus meinen purpurnsten Träumen.
    Das steht am grauen Nordseedeich,
    wo die funkelndsten Wellen schäumen.

    Denn unsre Liebe ist so groß,
    daß die ganze Welt mir ein Spiel ist;
    und alle Meere um unser Schloß
    staunen, was mein Ziel ist....

  • Ich habe dich Gerte getauft, weil du so schlank bist
    und weil mich Gott mit dir züchtigen will,
    und weil eine Sehnsucht in deinem Gang ist
    wie in schmächtigen Pappeln im April.

    Ich kenne dich nicht - aber eines Tages
    wirst du im Sturm an meine Türe klopfen,
    und ich werde öffnen auf dies Klopfen,
    und...