Wie kannst du ruhig schlafen,
Und weißt, ich lebe noch?
Der alte Zorn kommt wieder,
Und dann zerbrech’ ich mein Joch.

5      Kennst du das alte Liedchen:
Wie einst ein todter Knab’
Um Mitternacht die Geliebte
Zu sich geholt in’s Grab?

...

Wie neubegierig die Möve
Nach uns herüberblickt,
Weil ich an deine Lippen
So fest mein Ohr gedrückt!

5 Sie möchte gerne wissen
Was deinem Mund entquillt,
Ob du mein Ohr mit Küssen
Oder mit Worten gefüllt?

Wenn ich nur selber wüßte
...

Wie schändlich du gehandelt,
Ich hab’ es den Menschen verhehlet,
Und bin hinausgefahren aufs Meer,
Und hab es den Fischen erzählet.

5 Ich laß’ dir den guten Namen
Nur auf dem festen Lande;
Aber im ganzen Ocean
Weiß man von deiner Schande.

     Wieder ist das Herz bezwungen,
Und der öde Groll verrauchet,
Wieder zärtliche Gefühle
Hat der Mai mir eingehauchet.

5      Spät und früh durcheil’ ich wieder
Die besuchtesten Alleen,
Unter jedem Strohhut such’ ich
Meine Schöne zu erspähen....

[186]
 XIII.
 Wiedersehen.

Die Geisblattlaube – Ein Sommerabend –
Wir saßen wieder wie ehmals am Fenster –...

     Wir fuhren allein im dunkeln
Postwagen die ganze Nacht;
Wir ruhten einander am Herzen,
Wir haben gescherzt und gelacht.

5      Doch als es Morgens tagte,
Mein Kind, wie staunten wir!
Denn zwischen uns saß Amor,
Der blinde Passagier.

     Wir haben viel für einander gefühlt,
Und dennoch uns gar vortrefflich vertragen.
Wir haben oft „Mann und Frau“ gespielt
Und dennoch uns nicht gerauft und geschlagen.
5 Wir haben zusammen gejauchzt und gescherzt,
Und zärtlich uns geküßt und geherzt.
...

     Wir saßen am Fischerhause,
Und schauten nach der See;
Die Abendnebel kamen,
Und stiegen in die Höh’.

5      Im Leuchtthurm wurden die Lichter
Allmählig angesteckt,
Und in der weiten Ferne
Ward noch ein Schiff entdeckt.

     Wir...

Wir standen an der Straßeneck
Wohl über eine Stunde;
Wir sprachen voller Zärtlichkeit
Von unsrem Seelenbunde.

5 Wir sagten uns viel hundertmahl
Daß wir einander lieben;
Wir standen an der Straßeneck,
Und sind da stehn geblieben.

Die...

     Wo ich bin, mich rings umdunkelt
Finsterniß, so dumpf und dicht,
Seit mir nicht mehr leuchtend funkelt,
Liebste, deiner Augen Licht.

5      Mir erloschen ist der süßen
Liebessterne goldne Pracht,
Abgrund gähnt zu meinen Füßen –
Nimm mich auf...