• Jüngst stand ich neben Liese,
    Und bat um einen Kuß,
    Ich bat so rührend: Liese!
    O gieb mir einen Kuß!

    Und sieh das lose Mädchen!
    Lief sie zum klaren Bach,
    Und ich lief wie ein Rädchen,
    Ich lief der Bösen nach.

    Da sprach sie: "holder Knabe!
    Da holder Knabe...

  • Bist du müd' o Meerflut,
    Daß so matt du anrollst?
    Schlummert, der die aufweckt,
    Schlummert jeder Lufthauch?
    Odem meiner Sehnsucht,
    Flieg zu dem Geliebten,
    Seine Segel füll' ihm,
    Treib ihn, treib ihn, treib ihn,
    Daß der Abendstern ihn
    Find' in meinen Armen!
    ...

  • (Barcarole)

    O komm in mein Schiffchen,
    Geliebter, daher!
    Die Nacht ist so still und
    Es leuchtet das Meer.

    Und wo ich hin rudre,
    Entbrennet die Flut,
    Es schaukelt mein Nachen...

  • Unruhige du, du rufst mir "ruhe!" zu:
    Bin todesmüd' und finde doch nicht Ruh!
    Wo ruht des Schiffers Haupt im Sturmesdrang?
    Ach Gott, ach Gott, wie ist die Nacht so lang!

    Ich bin der glüh'nde Stein, der dort entfleugt
    Dem Schlund und, schon im Fallen, wieder steigt,
    Emporgewirbelt von erneutem Drang....

  • O Mondschein, lieber Mondschein,
    Guck in ihr Fensterlein,
    Weck sie und sag der Liebsten:
    Dein Liebster harret dein!
    Dein Liebster harret dein!

    Sag ihr, sie soll erscheinen
    Ohn allen Schmuck der Welt:
    Weil Schönheit, holde Schönheit
    Ohn allen Schmuck gefällt,
    Ohn allen...

  • Wehet die Luft in den Wipfel,
    Träuft der beregnete Baum;
    Ach, und an dich der Gedanke
    Wieget in schmerzlichen Traum!
    (Band 1 S. 390)
    _____

  • Du holdes, du süßes, du liebliches Kind,
    Gieb, gieb mir, hier dunkelts, ein Küßchen geschwind!
    Dein Aeuglein es funkelt wie Edelgestein,
    Ein Küßchen von dir muß Rosenduft sein!
    Wende dich nicht
    Ab von mir,
    Möchte so dicht
    Ruhen an dir!
    Sehnen und Trachten
    Und Thränen und...

  • O Hügel und Berge so luftig und blau,
    O Wälder und Felder in duftiger Au.
    Hier stehen die saftigen Weiden im Kranz,
    Hier flattern Libellen den hüpfenden Tanz.
    O heimliches Plätzchen am Bache so klar,
    Hier wird mir als wäre der Winter nicht wahr,
    Als fielen nie Flocken vom Himmel herab,
    Als wäre kein Tod...

  • Ach, im Kampfe der Liebe
    Sinkt mein ringender Mut;
    Länger nicht kann ich verbergen
    Mächtig entflammte Glut.
    Leise nur Dich zu berühren
    Hab ich gefürchtet, gebangt,
    Während im innersten Busen
    Ganz Dich die Seele verlangt.

    Streift Dein Finger, durchbebt mich
    Schauerndes...

  • Sag, was in Deinen Augen Mächtiges wohnen mag?
    Wenn Du die Wimper aufschlägst, fühl ich im Herzen den Schlag.

    Der Laut von Deinen Lippen durchzittert mir Mark und Bein:
    O sprich, wie kann in so Sanftem so Uebermächtiges sein?
    (Band 1 S. 395)
    ...