•      Der bleiche Heinrich ging vorbei,
    Schön Hedwig lag am Fenster.
    Sie sprach halblaut: Gott steh mir bei,
    Der unten schaut bleich wie Gespenster!

    5      Der unten erhub sein Aug in die Höh’,
    Hinschmachtend nach Hedewigs Fenster.
    Schön Hedwig ergriff es wie Liebesweh,
    Auch sie ward bleich wie Gespenster.

         Schön Hedwig stand nun mit...

  • [49] Die Frage bleibt.

    Halte Dich still, halte Dich stumm,
    Nur nicht forschen, warum? warum?

    Nur nicht bittre Fragen tauschen,
    Antwort ist doch nur wie Meeresrauschen.

    5 Wie’s Dich auch aufzuhorchen...

  • [62]
              Die Freude.[1]

         Es flattert um die Quelle
         Die wechselnde Libelle,
         Mich freut sie lange schon;
         Bald dunkel...

  • Freund! genügsam ist der Wesenlenker –
    Schämen sich kleinmeisterische Denker,
         Die so ängstlich nach Gesezen spähn –
    Geisterreich und Körperweltgewüle
    5 Wälzet Eines Rades Schwung zum Ziele,
         Hier sah es mein Newton gehn.

    Sfären lehrt es Sklaven eines Zaumes
    Um das Herz des grosen Weltenraumes
         Labyrinthenbahnen ziehn –...

  •      Vollblühender Mond! In deinem Licht,
    Wie fließendes Gold, erglänzt das Meer;
    Wie Tagesklarheit, doch dämm’rig verzaubert,
    Liegt’s über der weiten Strandesfläche;
    5 Und am hellblau’n, sternlosen Himmel
    Schweben die weißen Wolken,
    Wie kolossale Götterbilder
    Von leuchtendem Marmor.

         Nein, nimmermehr, das sind keine Wolken!
    ...

  • [245]

     Die Geisterstunde.

    Hört, ihr Herren, laßt euch sagen:
    Die Geisterstunde hat geschlagen!
         Nachtwächter, ei! seht, wo ihr seid!
         Mehr Schicklichkeit, mehr Artigkeit!
    5      Seht ihr nicht...

  • [67] Die Geschichte vom kleinen Ei.
    (Märkisches.)

    Die Gräfin und ihr fünfzehnjähriger Sohn,
    Auch zwei Comtessen halb erwachsen schon,
    Sie sollen fort, bis Capri, bis Sorrent,
    Und wenn zu heiß es dann...

  • Die Geschlechter.
    Sieh in dem zarten Kind zwey liebliche Blumen vereinigt,
         Jungfrau und Jüngling, sie deckt beyde die Knospe noch zu.
    Leise löst sich das Band, es entzweyen sich zart die Naturen,
         Und von der holden Schaam trennet sich feurig die Kraft.
    5 Gönne dem Knaben zu spielen, in wilder Begierde zu toben,
         Nur die gesättigte Kraft...

  • [24] Die Glocken.

                        I.

    Hört die Schlittenglocken, die hellen,
    Die fröhlichen, silbernen Schellen!
    Wie sie klingen und klingen und klingen
    Zu der Rosse feurigen Sprüngen,
    5 Wie...

  • Die der schaffende Geist einst aus dem Chaos schlug,
    Durch die schwebende Welt flieg ich des Windes Flug,
         Bis am Strande
         Ihrer Wogen ich lande.
    5 Anker werf’, wo kein Hauch mehr weht
    Und der Markstein der Schöpfung steht.

    Sterne sah ich bereits jugendlich auferstehn,
    Tausendjährigen Gangs durchs Firmament zu gehn,
         Sah sie...