• An den Herzog Ferdinand zu Braunschweig und Lüneburg. Den 12. Januar 1791.

    Schon pochte dieses Herz nicht mehr, schon sah
    Ich mich dem Grabe nah;
    Der Genius des Todes stand
    Schon vor mir, schien mir schon mit ernster Stirn zu winken;
    5 Schon hofft’ ich dort Vergessenheit zu trinken,
    Dort, wo kein Reisender den Pfad zur Rückkehr fand:
    Als...

  • [63]
              An den Hund des Todten.

    Der Tod den edlen Herrn dir nahm,
    Vergebens suchst du seine Wege.
    Du blickst mich an, ja, komm’ und lege
    Auf meinen Schooß...

  • An den König von Preussen,
    Friedrich Wilhelm den Zweyten,

    an dem

    Geburtsfeste Seiner Schwester,
    der Frau Erbstatthalterinn,

    bey ihrer Anwesenheit zu Berlin
    1789.


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    Vater des seligen Volks, welches im Schatten des Öhlbaums...

  • An den Königl. Preußischen Kammerherrn und Legationsrath von Stein zu Konstantinopel.

    Sey tausendmahl gegrüßet, Freund!
    Dort, wo des Phöhus Strahl den halben Mond bescheint,
    Mit dem man die Moscheen schmücket;
    Dort, wo noch Mahomets geweihte Fahne weht;
    5 Dort, wo der Muselmann nach Mecca Seufzer schicket,
    Und für der Brennen König Heil erfleht,...

  • An den Kirchhof zu Y***. Im Maymonath 1799.

    Kleiner Kirchhof, nimm im Frieden
    Mich in deiner Mitte auf,
    Denn kein Trost ist mir beschieden
    Für des Lebens längern Lauf:
    5 Schenke freundlich mir ein Grab
    Wo ich ruhig schlummern mag.

    Weder Kranz noch Steine schmücken
    Deiner Hügel leichten Sand;
    Aber Blümchen kann man pflücken...

  • [107] An den Kladderadatsch.
    (1890.)

    Du bist einst groß und eine Macht gewesen,
    Als du noch wirklich schneidig warst und spitz;
    Ein souveräner Herrscher war dein Witz
    Und Deutschland hat mit Spannung...

  • An den Liebling bey dem Heere. Im fremden Namen.

    Wo bleibt mein Freund? Wo strahlen seine Blicke
    Von edlem Ehrgeiz angeglüht?
    Wo bleibt er, daß ich an mein Herz ihn drücke,
    Das ihm so heiß entgegen flieht?

    5 Er kömmt! er kömmt! ich fühl’s; – denn unter allen
    Erles’nen Helden seiner Schaar,
    Seh’ ich die weiße Feder stolzer wallen,
    Die...

  • An den Mann der Liebe.

    Süßer Liebling! Dich nur zu erblicken
    Ist der Wunsch, der meine Seele füllt,
    Jeder Puls schlägt feuriges Entzücken
    Wann der Zufall diese Sehnsucht stillt.

    5 Und doch bist du immer mir zugegen,
    Wann dich gleich mein Aug’ und Herz vermißt:
    Ungeduldig schelt’ ich dann den trägen
    Stundenlauf, wo du nicht bey mir bist...

  • An den May.

    Holder Schöpfer süßer Triebe,
    Junger wonnereicher May!
    Glück und Hoffnung und die Liebe
    Sind in dir mir ungetreu.

    5 Nie wird dieses Herz empfinden
    Deiner Wonne Seligkeit:
    Reiz und Jugend sah ich schwinden
    Vor der uns bestimmten Zeit:

    Denn der Gram gab ihnen Flügel;
    10 Und sein Mehlthau traf das Herz.
    ...

  • An den göttlichen Sänger der Grazien.

    Dich nährete gewiß an Deiner Mutter Busen
    Schon Nektar und Ambrosia;
    Bis dich die schönste aller Musen
    Zu ihrem Liebling ausersah.
    5 Doch zur Unsterblichkeit
    Hat dich die Hand der Grazien geweiht.