Die Sehnsucht ist's, die aus mir singt,
Ich bin ihr nie und nie entflohn -
Durch Schluchzen und durch Jauchzen klingt
Immer derselbe irre Ton.
Wen einmal recht sie angeblickt -
Großäugig - dunkel - schmerzensbang' -
Der bleibt von ihrem Bann umstrickt,
Der bleibt ihr Sklave lebenslang'....
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Es war mein Mut ein kecker Fant,
Im Lenzwind wehte sein Panier.
"Wer ficht mich an? - wer hält mir Stand?
Ich streck' euch alle in den Sand,
Im frischen, im fröhlichen Turnier!"
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Ich hab' ihn begraben mit eig'ner Hand.
Ein stolzes Schiff, meerwärts gewandt... -
Das ist ein Blühen und Sprießen: Maisonne und Maienwind!
Aufleuchtend durch die Wiesen des Stromes Silber rinnt,
Aufjauchzend zum Himmel, dem blauen, klingt rings der Vögel Lied,
Wohin die Augen schauen, hellleuchtend das Leben blüht.
Mir ist an diesem Tage, da alles, alles lacht,
Als bräche mit Sturmesklage herein die finstere... -
I.
Waldkonzert - ein Lachen und Neigen -
Man amüsiert oder langweilt sich.
Unter den wehenden, maigrünen Zweigen
Schrittweit getrennt nur: du und ich.
Uniformen leuchten und blitzen,
Heimlich Blicke begegnen sich,
Rings gedrängt die Menschen sitzen,
Aber ich sehe nur dich - nur... -
Vom Himmel erster, zarter Flocken Fall,
Und dennoch Blüten, Blüten überall,
Als wär' erwacht der Frühling, licht und warm;
Kein Kind, das nicht ein Kränzlein trägt am Arm.
Und draußen, vor dem Thor, ein Blütenmeer -
Von Duft und Weihrauch weh'n die Lüfte schwer.
Ich geh' allein im lauten Menschenschwarm... -
Hier lag ich, zusammengebrochen, oft,
Vorüber schien alles, was ich gehofft,
Gestorben, zerstört, dahinten weit -
Nun kommt das Glück - o holder Gast,
Daß dich das traurige Herz nicht faßt!
Nun kommt sie zurück, die selige Zeit,
Nun knie' ich - und schluchze bitterlich:
Er liebt mich - o Gott! - noch... -
Verblüht die Rosen, verweht die Klänge,
So schwül der Tag und so endlos die Nacht,
Nun wieder die Öde, nun wieder die Enge,
Die mich so thatlos, so elend macht!
Verloren die Heimat, erloschen die Sterne,
Die mir geleuchtet so weit von hier -
Nun wieder die unabsehbare Ferne
Gleich einem Meer zwischen dir... -
I.
Nun sinkt die Welt in Nebelgrau,
Herbstlaub bedeckt die Pfade dicht.
Trüb' schäumt der See, der einst so blau,
Im Sommersonnenlicht.
Und still durch meine Seele zieht
Trotz Winternahn und Sturmeswehn,
Ein selig' Auferstehungslied -
Ein Lied vom Wiedersehn!
... -
Im Sterbepurpur steht der Strauch,
Still atmen die Wellen im Hafen.
Mein zitterndes Herz, nun rüste dich auch
Zu deinem letzten Schlafen.
Herbstblätter taumeln im Abendwind,
Verweht sind Wälder und Matten;
Der Erde goldenes Licht verrinnt,
Still sinken des Todes Schatten.... -
Die Tage gehen weiter ihren Gang,
Ich lebe weiter. - Meine Seele rang
Seit Monden nun, daß sie dem Glück entsage. -
Doch wie sie kämpfte, wie sie grausam litt,
Noch immer heimlich ging die Hoffnung mit,
Durch all' die bangen, stummen Sehnsuchtstage. (S. 93)...