•      Es leuchtet meine Liebe,
    In ihrer dunkeln Pracht,
    Wie’n Mährchen traurig und trübe,
    Erzählt in der Sommernacht.

    5      Im Zaubergarten wallen
    Zwei Buhlen, stumm und allein;
    Es singen die Nachtigallen,
    Es flimmert der Mondenschein.

         Die Jungfrau steht still wie ein Bildniß,
    10 Der Ritter vor ihr kniet.
    Da kommt der...

  •      Es liegt der heiße Sommer
    Auf deinen Wängelein;
    Es liegt der Winter, der kalte,
    In deinem Herzchen klein.

    5      Das wird sich bei dir ändern,
    Du Vielgeliebte mein!
    Der Winter wird auf den Wangen,
    Der Sommer im Herzen seyn.

  • Es ragt in’s Meer der Runenstein,
    Da sitz’ ich mit meinen Träumen.
    Es pfeift der Wind, die Möven schreyn,
    Die Wellen, die wandern und schäumen.

    5 Ich habe geliebt manch schönes Kind
    Und manchen guten Gesellen –
    Wo sind sie hin? Es pfeift der Wind,
    Es schäumen und wandern die Wellen.

  •      Es stehen unbeweglich
    Die Sterne in der Höh’,
    Viel tausend Jahr’, und schauen
    Sich an mit Liebesweh.

    5      Sie sprechen eine Sprache,
    Die ist so reich, so schön;
    Doch keiner der Philologen
    Kann diese Sprache verstehn.

         Ich aber hab’ sie gelernet,
    10 Und ich vergesse sie nicht;
    Mir diente als Grammatik
    Der...

  • Es war ein alter König,
    Sein Herz war schwer, sein Haupt war grau;
    Der arme alte König,
    Er nahm eine junge Frau.

    5 Es war ein schöner Page,
    Blond war sein Haupt, leicht war sein Sinn;
    Er trug die seidne Schleppe
    Der jungen Königin.

    Kennst du das alte Liedchen?
    10 Es klingt so süß, es klingt so trüb!
    Sie mußten beyde...

  • Es ziehen die brausenden Wellen
    Wohl nach dem Strand;
    Sie schwellen und zerschellen
    Wohl auf dem Sand.

    5 Sie kommen groß und kräftig,
    Ohn’ Unterlaß;
    Sie werden endlich heftig –
    Was hilft uns das?

  •      Am Meer, am wüsten, nächtlichen Meer
    Steht ein Jüngling-Mann,
    Die Brust voll Wehmuth, das Haupt voll Zweifel,
    Und mit düstern Lippen fragt er die Wogen:
     
    5      „O lös’t mir das Räthsel des Lebens,
    Das qualvoll uralte Räthsel,
    Worüber schon manche Häupter gegrübelt,
    Häupter in Hieroglyphenmützen,
    Häupter in Turban und...

  • [188]
     XIV.
     Frau Sorge.

    In meines Glückes Sonnenglanz,
    Da gaukelte fröhlich der Mückentanz.
    Die lieben Freunde liebten mich
    Und theilten mit mir brüderlich
    5 Wohl meinen besten Braten
    Und...

  •      Hoch am Himmel stand die Sonne,
    Von weißen Wolken umwogt,
    Das Meer war still,
    Und sinnend lag ich am Steuer des Schiffes,
    5 Träumerisch sinnend, – und halb im Wachen
    Und halb im Schlummer, schaute ich Christus,
    Den Heiland der Welt.
    Im wallend weißen Gewande
    Wandelt’ er riesengroß
    10 Ueber Land und Meer;
    Es ragte sein...

  • [178]
     VIII.
     Fromme Warnung.

    Unsterbliche Seele, nimm dich in Acht,
    Daß du nicht Schaden leidest,
    Wenn du aus dem Irdischen scheidest;
    Es geht der Weg durch Tod und Nacht.

    5 Am goldnen Thore...