•      Die heil’gen drei Könige aus Morgenland,
    Sie frugen in jedem Städtchen:
    Wo geht der Weg nach Bethlehem,
    Ihr lieben Buben und Mädchen?

    5      Die Jungen und Alten, sie wußten es nicht,
    Die Könige zogen weiter;
    Sie folgten einem goldenen Stern,
    Der leuchtete lieblich und heiter.

         Der Stern blieb stehn über Josehs Haus,
    10...

  •      Die holden Wünsche blühen,
    Und welken wieder ab,
    Und blühen und welken wieder –
    So geht es bis an’s Grab.

    5      Das weiß ich, und das vertrübet
    Mir alle Lieb’ und Lust;
    Mein Herz ist so klug und witzig,
    Und verblutet in meiner Brust.

  •      Die schönen Augen der Frühlingsnacht,
    Sie schauen so tröstend nieder:
    Hat dich die Liebe so kleinlich gemacht,
    Die Liebe sie hebt dich wieder.

    5      Auf grüner Linde sitzt und singt
    Die süße Philomele;
    Wie mir das Lied zur Seele dringt,
    So dehnt sich wieder die Seele.

  •      Die schlanke Wasserlilje
    Schaut träumend empor aus dem See;
    Da grüßt der Mond herunter
    Mit lichtem Liebesweh.

    5      Verschämt senkt sie das Köpfchen
    Wieder hinab zu den Well’n –
    Da sieht sie zu ihren Füßen
    Den armen blassen Gesell’n.

  • [145] 7. Die Schlesischen Weber.
         (Vom Dichter revidirt.)

    Im düstern Auge keine Thräne,
    Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne:
    Deutschland, wir weben Dein Leichentuch,
    Wir weben hinein den...

  • In Vaters Garten heimlich steht
    Ein Blümchen traurig und bleich;
    Der Winter zieht fort, der Frühling weht,
    Bleich Blümchen bleibt immer so bleich.
    5 Die bleiche Blume schaut
    Wie eine kranke Braut.

    Zu mir bleich Blümchen leise spricht:
    Lieb Brüderchen, pflücke mich!
    Zu Blümchen sprech ich: Das thu’ ich nicht,
    10 Ich pflücke...

  •      Diese schönen Gliedermassen
    Colossaler Weiblichkeit
    Sind jetzt, ohne Widerstreit,
    Meinen Wünschen überlassen.

    5      Wär’ ich, leidenschaftentzügelt,
    Eigenkräftig ihr genaht,
    Ich bereu’te solche That!
    Ja, sie hätte mich geprügelt.

         Welcher Busen, Hals und Kehle!
    10 (Höher seh’ ich nicht genau.)
    Eh’ ich ihr mich...

  •      Diesen liebenswürd’gen Jüngling
    Kann man nicht genug verehren;
    Oft traktirt er mich mit Austern,
    Und mit Rheinwein und Liquören.

    5      Zierlich sitzt ihm Rock und Höschen,
    Doch noch zierlicher die Binde,
    Und so kommt er jeden Morgen;
    Fragt, ob ich mich wohlbefinde;

         Spricht von meinem weiten Ruhme,
    10 Meiner Anmuth,...

  • [261]
     Disputation.

    In der Aula zu Toledo
    Klingen schmetternd die Fanfaren;
    Zu dem geistlichen Turnei
    Wallt das Volk in bunten Schaaren.

    5 Das ist nicht ein weltlich Stechen,
    Keine...

  •      Doch die Kastraten klagten
    Als ich meine Stimm’ erhob;
    Sie klagten und sie sagten:
    Ich sänge viel zu grob.

    5      Und lieblich erhoben sie alle
    Die kleinen Stimmelein,
    Die Trillerchen, wie Kristalle,
    Sie klangen so fein und rein.

         Sie sangen von Liebessehnen,
    10 Von Lieb’ und Liebeserguß;
    Die Damen schwammen in...