• Die Ueberraschung.

    Auf dem Lande, bey der trauten Freundin,
    War, ach! eine ewig lange Woche
    Schon mein Liebchen. Alle, alle Tage
    Ging ich vor das Stadtthor, nach der Gegend
    5 Dort am Fuß des südlichen Gebirges,
    Sehnsuchtsvoll zu schaun; – selbst hin zu eilen
    Wehrten mir die leidigen Geschäfte.
    Aerger als ein junger Dichter schalt ich...

  • Nun pranget Berg und Thal in Grün,
         Der Schlüsselblume Knospe springt;
    An Girvan’s Strom die Vöglein zieh’n,
         Verliebte Vöglein, leichtbeschwingt.
    5 Zu Cassillis Strand, bei’m Abendroth,
         Will ich mit meiner Mary zieh’n,
    Doch schöner wie das Abendroth,
         Seh’ ich die Lieb’ im Aug’ ihr glüh’n.

    Das Kind, gezeugt in Macht und...

  • Ihr Ufer und du Thal des Doon,
         Wie könnt ihr blüh’n so frisch und schön!?
    Wie könnt ihr singen, Vöglein ihr! –
         Und ich muß fast vor Schmerz vergeh’n. –
    5 Du brichst mein Herz, du kleiner Fink,
         Der dort dem Weibchen folgt im Schleh,
    Erinnerst an vergang’ne Lust,
         Die ich nicht wiederkehren seh’. –

    Oft irrte ich am...

  • [63] Die Ungerechtigkeit.

    An Chloen.

    Man rühmt an Chloen jederzeit,
    Wie tugendhaft sie sey:
    Und für die Ungerechtigkeit,
    Trägst du doch keine Scheu?

    5 Mit schönem Zorne drohst du mir,
    ...

  • [103] Die Unschuld.

    Mutter.
    Ja, liebes Kind, bisher hab ich dich selbst bewacht:
    Nun bist du sechzehn Jahr, nun nimm dich selbst in Acht!
    Flieh aller falschen Schäfer List:
    Sie sagen dir, wie schön du bist,...

  • Die Verheißung.

    Dich fand ich oft, wenn längst die Abendröthe
         Im Hain entschlief,
    Und dich der sanfte Klang von meiner Flöte
         Mit Sehnsucht rief.

    5 Hier stand ich, wenn ich dein Gewand erspähte,
         Im Göttertraum;
    Dort kamst du her! dein weißer Schleier wehte
         Um jenen Baum,

    Wie in des Frühlings Hauch die...

  • [22] Die Vorspiele der Versöhnung

    Korinne schwur, mich zu vergessen:
    Und doch kann sie mich nicht vergessen.
    Wo sie mich sieht, und wo sie kann,
    Fängt sie auf mich zu lästern an.
    5 Doch warum...

  • [32] Die Wünsche.

    Zwey Dinge wünsch ich auf der Erde,
    Ihr Götter, hört mich, sie sind klein:
    Fürs erste, daß aus Wasser Wein,
    So oft ich wünsche, werde!

    5 Fürs andre: werd ich alt und träge...

  • [49] Die Wahl.

    Mein Nachbar will, ich soll einmal
    Von seinen Töchtern eine wählen,
    So sehr kann keine Kayserwahl
    Des Reichs erlauchte Fürsten quälen:
    5 Die ein ist blond, die andre braun,
    Und beyde...

  •    
              Die Wassernymphe.

         Flattre, flattr’ um deine Quelle,
    Kleine farbige Libelle,
    Zarter Faden, zartbeschwingt.
    Flieg’ auf deinen hellen Flügeln,
    5 Auf der Sonne blauen Spiegeln,
    Bis dein Flug auch niedersinkt.

         Deine längsten Lebenstage,
    Fern der Freude, frei von Plage,
    Hast du, Gute, schon gelebt....