• Ein Edler von Florenz, durch des Geschickes Güte
    Mit Gaben jeder Art im Ueberfluß versehn,
    Hochsinnig, tüchtig, reich und schön
    Und in der Jahre schönster Blüthe,
    Von jedem Mädchenblick mit stiller Lust gesehn,
    Doch immer kalt dabei, entglühte,
    Wie’s edlen Seelen oft geschehn,
    Zuletzt für eine Frau, schon einem Andern eigen,
    Und ihrem...

  • XX.
    Laß den Vogel hellster Lieder, –
    Der in Arabien haus’t allein –
    Schwermuthsvollen Herold sein,
    Folg’ ihm dann, ein keusch Gefieder!

    5 Doch der schreiende Verkünder
    Jedes Unglücksfalls und Leidens,
    Er, der Bote nahen Scheidens,
    Keinen Platz im Zuge find’ er!

    Dem Vereine fern soll stehn
    10 Jene Vogelschaar, die raubt;...

  • Die fromme Magd.

         Ein fromme Magd von gutem Stand
    Geht ihrer Frauen fein zur Hand,
    Hält Schüssel, Tisch und Teller weiß
    Zu ihrem und der Frauen Preiß.
    5      Sie trägt und bringt kein neue Mähr,
    Geht still in ihrer Arbeit her,
    Ist treu und eines keuschen Muths
    Und thut den Kindern alles Guts.
         Sie ist auch munter, hurtig,...

  • Czuo lob vnd er der trinitöt
    On zwyuel, so wurd ich genöt
    Nicht abelossen danck zuo sagen.
    Richt sich dar nach by sinen tagen

    5 Also der mensch vnd lobe got,
    Dar zuo ouch halte sin gebott,
    Vnd wan er sinens willen pflicht,
    So sthat jm ymer Ewig nicht.

    Priesterschafft die muoß er prysen,
    10 Frowlichem stam ouch er bewysen.
    ...

  • I.
    Hat deines Himmelsaugs Beredtsamkeit
    (Der stets die Welt vergeblich widersprochen)
    Mich nicht bewegt, zu brechen meinen Eid?
    Doch straflos wird für dich ein Eid gebrochen.
    5 Ein Weib verschwor ich – daraus folget nur,
    Daß ich dich, eine Göttin, nicht verschwor;
    Du bist ein Engel, irdisch war mein Schwur,
    Und deine Huld beugt meiner...

  • [155]

    Einer Liebenden Klage.

    _________

    [...

  • Wo bist du, Muse, und vergißt so lang,
    Zu rühmen, was dir deine Macht verleiht?
    Giebst du dein Feuer hin an schlechten Sang,
    An Niedres deine Verse, bald bereut?
    5 Kehr’ um, vergeßne Mus’, und büße jetzt
    In edlen Versen die verlorne Zeit!
    Dem Ohre sing’, das deine Lieder schätzt,
    Und deiner Feder Stoff und Form verleiht.
    Sieh’, böse Muse...

  • O arge Muse, wie willst du’s entschuld’gen,
    Daß Wahrheit du durch Schönheit nicht geschmückt?
    Wahrheit und Schönheit meiner Liebe huld’gen;
    Auch du dienst ihr, dadurch zumeist beglückt.
    5 Gieb Antwort, Muse! Wirst du sagen nicht:
    „Der Wahrheit fehlt nicht Zierde, die ihr eigen,
    „Nicht zieht der Pinsel Schönheit an das Licht,
    „Am besten wird das...

  • Mein Lieben wächst, mag’s wen’ger auch sich zeigen,
    Nicht minder lieb’ ich, prunk’ ich drob auch nicht;
    Die Lieb’ ist käuflich, wenn sie nicht verschweigen
    Der Eigner kann, und überall bespricht.
    5 Jung war mein Lieben und in Frühlingszeit,
    Als ich’s in meinen Liedern stets besungen;
    Dem Lenz die Nachtigall nur Töne weiht,
    Nie ist ihr Flöten...

  • Wie ärmlich ist’s, was meine Muse schafft,
    Der solch ein Stoff ward, ihre Macht zu weisen!
    Der nackte Inhalt hat allein mehr Kraft,
    Als wenn ich ihn geschmückt mit meinem Preisen.
    5 O, darum tadle du nicht mehr mein Schweigen,
    Sieh’ in den Spiegel und erblicke dich
    So schön, wie Phantasie dich nie kann zeigen;
    Es schmäht mein Singen, bringt in...