Laß den Vogel hellster Lieder, –
Der in Arabien haus’t allein –
Schwermuthsvollen Herold sein,
Folg’ ihm dann, ein keusch Gefieder!
Doch der schreiende Verkünder
Jedes Unglücksfalls und Leidens,
Er, der Bote nahen Scheidens,
Keinen Platz im Zuge find’ er!
Dem Vereine fern soll stehn
Jene Vogelschaar, die raubt;
Nur des Adlers Königshaupt
Soll die Feier mitbegehn.
Und der Schwan, als Priester, singe,
Weiß gekleidet, Trauerlieder
Auf das Todtenpaar hernieder,
Und das Requiem erklinge.
Bleibe dreifach alte Krähe, –
Der ein schwarz Geschlecht erzielt
Athem, den sie giebt und stiehlt, –
In des Trauerzuges Nähe.
Nun beginnt der Trauerchor:
Lieb’ und Treu’ ist ausgegangen,
Taub’ und Phönix, ach, sie schwangen
Sich in Flammengluth empor!
Beide fühlten gleiche Triebe,
Doch die Liebe war nur eine,
Zwei Gestalten, – Trennung keine,
Es verschwand die Zahl in Liebe.
In den Herzen, nicht erkennen
Ließ sich einer Trennung Spur,
Zwischen Taub’ und Phönix nur
Darf man das kein Wunder nennen!
So war ihre Liebe gleich,
Daß für Jedes alles Licht
Gab des Andern Angesicht,
[Jen]es war im Andern reich.
Und das Eigenthum erblich,
Weil das Selbst sich nicht gehörte;
In des Andern Namen hörte
Taub’ und Phönix Jedes sich.
Der Verstand, in sich verwirrt,
Sah die Trennung sich vereinen,
Jedes nur das Andre scheinen,
In einander so verirrt,
Daß er ausrief: „Mir will scheinen,
"Daß sich Zwei in Eins hier banden!
"Lieb’ allein nur hat’s verstanden,
"So Getrenntes zu vereinen!“
Diese Trauermelodie
Für die beiden Liebessterne,
Taub’ und Phönix, die nun ferne,
Macht’ er drauf als Chor für sie:
Schönheit, Treue, Seltenheit,
Anmuth in Bescheidenheit,
Ist’s, was diese Asche beut.
Todt ist nun des Phönix Lust,
Und der Taube treue Brust,
Sterben hat auch sie gemußt!
Kinder thun ihr Lob nicht kund,
Doch nicht Schwäche war der Grund,
Nein, der Ehe Keuschheitsbund.
Treue scheint, kann nicht mehr sein;
Schönheit prahlt, es ist nur Schein,
Treu’ und Schönheit im Verein
Ruhen hier! Hieher laßt gehn
Sie, die treu sind oder schön,
Und für diese Todten flehn! –