• Ein Schatten gleitet durch die Nacht
    Bis an mein Bett und horcht und horcht.
    Ein leises Rascheln von Battist,
    Dann halbes Atmen sacht und süß.

    Ich seh dich nicht, doch fühl ich dich,
    Den Leib im kühlen Nachtgewande,
    Das Köpfchen mit dem schweren Haar,
    Du Süße, du mein junges Weib....

  • I.
    Wie Menschenherzen einst geliebt,
    Das ist wohl tausendmal gesagt;
    Was Menschenherzen einst betrübt,
    Das ist wohl tausendmal geklagt.

    Was mir an Glück war zugemessen,
    Was ich an Liebesleid ertragen,
    Das singt mein Lied noch ganz vermessen?
    Das wag ich noch der Welt zu klagen?...

  • Wenn du so mit klugem Munde
    Meinem heißen Drängen wehrst,
    Hundertmal in einer Stunde
    Mich in frommer Zucht belehrst - -

    Hör ich nur den Klang, den weichen,
    Und der Lippen holdes Spiel;
    Und zu hundert neuen Streichen
    Lockt mein zärtliches Gefühl! ...

    ...

  • Nimm dich in acht, mein Lieb, du kennst mich nicht!
    So wie der Goldgrund alter Schloßtapeten
    Durch tausend übermalte Farben bricht,
    Um sonnenleuchtend an den Tag zu treten, -

    So wie im Steppenbrande Halm für Halm
    Jählings verknisternd durch die Flammen fliegen,
    Um immer wieder aus dem Aschenqualm...

  • Wenn ich mit frohbeglückten Händen
    Dir zärtlich streiche das Gesicht, -
    O, glaub mir nicht!

    Und runde ich um deine Haare
    Den hellsten Reif aus Edelstein, -
    Du bist nicht mein!

    Und schwöre ich: dein holdes Bildnis
    Ist Leuchte meiner Lebensspur, -
    So lächle nur!...

  • Meine Liebste hat einen altdeutschen Schrein,
    Vier Ritter tragen die Ecken.
    Dort legt sie alles hinein
    In heimlichem Verstecken:

    Blumen, die ich für sie gepflückt,
    Zärtliche Wünsche, auf Zettel geschrieben,
    Verse, die meiner Liebe geglückt,
    Worte, im Herzen haften geblieben ...
    ...

  • Alle meine Lieblingslieder
    Hab ich heute durchgesungen.
    Doch der Ton kommt immer wieder,
    Der mir jäh ins Ohr geklungen.

    Jener Ton aus deinem Munde,
    Als du Abschied hast genommen,
    Und ich weiß in dieser Stunde,
    Du wirst niemals wiederkommen.

    ...

  • Stündlich harrt mein Herz darauf,
    Doch du schenkst mir keine Zeile. -
    Liebe hat sonst Möweneile
    Und hört nie zu geben auf.

    Reglos förmlich steht die Zeit,
    Jede Stunde schwillt ins Breite.
    Mutlos schau ich in die Weite,
    Tiefbedrückt vor Traurigkeit.

    ...

  • Drei Rosen wolltest du mir senden,
    Dein holder Mund versprach es mir.
    Die Rosen blüh'n an allen Enden,
    Und täglich fragen sie nach dir.

    Und Myrten wolltest du mir stecken
    Ins dunkle Haar als Brautgeschmeid;
    Die Myrten blüh'n an allen Ecken,
    Du kommst nicht, und sie sind bereit.
    ...

  • Alte Gruben schaufle um,
    Tiefer werden sie und breiter;
    Altes Leid wird nimmer stumm,
    Denn im neuen schluchzt es weiter.

    Alter Wein, der unversehrt,
    Kocht in seines Saftes Gluten;
    Alte Sehnsucht schwillt und nährt
    Sich vom eigenen Verbluten.

    ...