• Die Dirne

    Du sagst: ich habe gold’nes Haar
    Und himmelblaue Gucker,
    Ein rosenrotes Brüstepaar
    Und einen Mund wie Zucker.

    5 Und alles, was ich hab und bin,
    Was dich beglückt und freuet,
    Ich geb dir’s jede Stunde hin
    Und hab’s noch nicht bereuet.

    Ja, schlürfen will ich tief und lang
    10 Vom süssen Kelch der Wonnen –
    ...

  • [106] Die Eifersucht.

    Ja, ja, ich weis es, glaube mir,
    Ich sah es selbst, daß Damon hier
    Vertraulich mit dir sprach:
    Ich merkt es auch, daß er dich pries,
    5 Und sah es, da er dich verließ,
    Sahst du...

  • [38] Die Einfalt.

    Unter Rosen und Jesminen
    Fand den letzten Frühlingstag
    Mops die Chloe, die im Grünen
    Ueberrascht vom Schlummer lag:
    5 Weste spielten mit dem Kleide,
    Und des Busens leichten Flor:...

  • Die Elementargeister.
    Sylfen.
    Die Sylfen entwallen
    Des Morgenroths Hallen,
    Wie lieblich, wie mild
    Ihr Purpurgebild
    5 Aus Aether gehaucht
    In Aether sich taucht!
    Ein Rosenblatt würde
    Den Schwingen zur Bürde!
    Ihr Sinn ist so hell
    10 Ihr Schweben so schnell
    Wie Stralen der Sonne!
    Sie locken zur Wonne
    ...

  • [35] Die Engelmacherin

    Hier, mein Kind, hier, mein Kind,
    Eh deine Mutter kommt, geschwind!
    Zuckersüßen Branntewein –
    Bald lädt dich der Herrgott ein.
    5 Schmeckt es, mein Liebchen?
    So zieht man euch groß....

  • [108] DIE ENTFÜHRUNG

    Oft war sie als Kind ihren Dienerinnen
    entwichen, um die Nacht und den Wind
    (weil sie drinnen so anders sind)
    draußen zu sehn an ihrem Beginnen;

    5 doch keine Sturmnacht hatte gewiß...

  • Die Entfernte.
    Aus dem Spanischen.

    Die silbernen Wellen des heil’gen Ibero,
         Sie sahen Auroren, und strahlten ihr Bild.
    Die schüchternen Nymphen im dunkeln Gebüsche,
         Sie sahen Auroren, und schlüpften hinab.

    5 Am Ufer erquickten sich sprießende Blumen
         Im Schimmer der Göttin, und fühleten neu.
    Die Vögel besangen mit Zungen...

  •      Die Erde war so lange geizig,
    Da kam der Mai, und sie ward spendabel,
    Und alles lacht, und jauchzt, und freut sich,
    Ich aber bin nicht zu lachen kapabel.

    5      Die Blumen sprießen, die Glöcklein schallen,
    Die Vögel sprechen wie in der Fabel;
    Mir aber will das Gespräch nicht gefallen,
    Ich finde Alles miserabel.

         Das...

  • Die Erscheinung, am dritten August 1791 Seiner Königlichen Hoheit dem Kronprinzen von Preussen gewidmet.

    Prinz! dem mit redlichem Entzücken
    Ein jedes Herz heut froh entgegen schlägt.
    Der, seine Brennen zu beglücken,
    Im Auge ganz den Geist der großen Ahnherrn trägt,
    5 Der in der Brust das kühne Heldenfeuer
    Mit Weisheit, Mäßigung und sanfter Huld...

  • Unter schützenden schwarzen bäumen
    Thronen die eulen geschaart
    Wie götter seltsamer art
    Mit feurigen augen. sie träumen.

    5 So sitzen sie unbewegt
    Bis zu den traurigen stunden
    Wo schiefe strahlen verschwunden
    Und dunkel sich über sie legt.

    Ihr gehaben besagt
    10 Dass der weise hier frei sich
    Von lauf und lärm halten sollte...