Horch, horch, was reget sich an der Thür,
Was flüstert draußen so leise?
Mir ist’s, als rufe der Freund nach mir,
Mit zärtlicher bittender Weise.
5 Ach! still ist’s im Zimmer —
Wenn Lämpchenschimmer
Doch nur das Dunkel durchdränge!
Laß ab vom Gesuche,
Die späten Besuche...
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[29] Des Gefangenen Lobgesang an die heilige Jungfrau.
Laß mich, Du höchste, reizendste der Frauen,
Laß mich Dein engelholdes Antlitz schauen;
Dein Blick verkläre meines Kerkers Nacht.
Dein strahlend Auge bannt des Todes Grauen
5 Und hellt das Dunkel mit der Sonne Pracht.Ja schön bist Du, schön, Du Gebenedeite,
An die entzückt der Engel Auge... -
O, komm herab
Herab vom Erkerstübchen;
O, komm herab,
Und sei des Hauptmann’s Liebchen!5 Wenn die Trommel tönt
In dem Pulverdampfe,
Sitz’st Du auf dem Berg,
Schauest mich im Kampfe.[...
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Mit heiterm Blick, mit ruhig festem Schritte
Verfolgt der Heiland seines Lebens Bahn,
Und als sich ihm mit schreckensvollem Tritte
Bereits der Tod und seine Quaalen nahn,
5 Verweilt er einst in seiner Jünger Mitte,
Und stille Trau’r kommt seinem Herzen an.
Es fühlt der Gott der Menschheit süße Leiden
Da er nun soll von den Geliebten scheiden.... -
[301] Des Jahres erste Hälfte.
Vorüber sind die Feste!I.
Vorüber sind die Feste wieder,
Die uns gegrüßt mit Glanz und Licht,
Verstummt die holden Weihnachtslieder,
D’raus... -
[314] Des Lebens Lied.
Als ich in zarter Kindheit Tagen
Versteckt mein erstes Lied gesungen,
Mit tiefem Augenniederschlagen
Das Wort vernahm: es sei gelungen!
5 Da weint ich, daß man es erlauscht,... -
Des Mädchens Klage.
Der Eichwald brauset,
Die Wolken ziehn,
Das Mägdlein sitzet
An Ufers Grün,
5 Es bricht sich die Welle mit Macht, mit Macht,
Und sie seufzt hinaus in die finstre Nacht,
Das Auge vom Weinen getrübet.
„Das Herz ist gestorben,
Die Welt ist leer,
10 Und weiter giebt sie
Dem Wunsche nichts... -
[11] Des Müllers Blumen.
Am Bach viel kleine Blumen stehn,
Aus hellen blauen Augen sehn;
Der Bach der ist des Müllers Freund,
Und hellblau Liebchens Auge scheint,
5 Drum sind es meine... -
Des Morgens früh ist’s Nichts für mich,
Des Morgens in der Frühe;
Die Hügel sind bedeckt mit Schnee.
O Winters Qual und Mühe! –5 Kalt bläs’t der Wind von Ost nach West,
Im Stalle brüll’n die Kühe;
Es treibt der Schnee, es heult der Wind.
O Winters Qual und Mühe! –Im Dorn der Vogel fröstelnd sitzt
10 Und... -
Narciß, der schönste Hirt der Flur,
Von reicher Anmuth Glanz umstrahlet,
Sucht überall der Schönheit Spur,
Die sich in seinem Innern mahlet.5 Was formlos ihm im Herzen wallt,
Will zum Gedanken er erwecken,
Bestrebt, im Spiegel der Gestalt
Das Nahmenlose zu entdecken.So irrt er über Berg und Thal,
10 Geäfft von irrer...