• [39] Der blinde Knabe

    O ihr Tage meiner Kindheit,
    Nun dahin auf immerdar,
    Da die Seele noch in Blindheit,
    Noch voll Licht das Auge war:
    5 Meine Blicke ließ ich schweifen
    Jedem frei ins Angesicht;...

  • Der dritte August 1789. An des Kronprinzen von Preussen Königl. Hoheit. [1]

    Willkommen, dreymahl seliger August!
    Du gabst dem Könige den Thron;
    Du gabst die Schwester Ihm, der Belgen Lust;
    Du gabst Ihm einen Sohn.

    5 Wem ist mein erstes Jubellied geweiht?
    Für wen ertönet mein Gesang? - - -
    Für Dich, des Volkes...

  • [53] Der echte Dichter.
    (Wie man sich früher ihn dachte.)

         Ein Dichter, ein echter, der Lyrik betreibt,
    Mit einer Köchin ist er beweibt,
    Seine Kinder sind schmuddlig und unerzogen,
    Kommt der Miethszettelmann...

  • Der einfältige Bauer.

    Matthes.
    Gevatter! hört ’nmal die Späße!
    Bliz! hab euch da ein hochg’studirt Gelese,
    Meßias schreibt sich ’s Buch, der Mann
    Hat Reisen durch die Luft gethan
    5 Und auf den sonngepflasterten Gassen
    Manch Solenleder sizen lassen,
    Hat gesehen den Himmel offen,
    Ist hautganz durch die Höll geloffen,
    Da hab...

  • [130] Der entflohene Amor.

    Ich trank, und Chloe trank mit mir,
    Gleich war der Gott der Lieb auch hier:
    Ach! seufzte Chloe, sieh! schon stört er unsre Freuden,
    Hasch ihn, wir wollen ihm die Flügel gleich...

  • Der epische Hexameter.
    Schwindelnd trägt er dich fort auf rastlos strömenden Wogen,
         Hinter dir siehst du, du siehst vor dir nur Himmel und Meer.

  • [73] Der erste Akt.
    (1890.)

    Das war vor der Entscheidungsschlacht
    In eurem Lager wüstes Lärmen!
    Die Becher klangen durch die Nacht,
    Musik, Geschrei und trunknes Schwärmen.
    5 Wir sahen euch im Tanze...

  • Willkommen, Erstgebohrner des schönen Mays!
    Tag heilger Wonne! Werth daß der edelste
         Der Weine fließe und des Liebreiz
              Göttinnen scherzend im Chortanz schweben!

    5 Sey mir willkommen, Liebling und Stolz des Jahrs!
    Willkommen, die du wiedererwachend jetzt
         Uns lächelst, holde Lebensblüthe
              Unsrer zum Alter schon flieh’...

  • [5] Der erste Schnee.

    Die Sonne schien, doch Winters Näh’
         Verrieth ein Flockenpaar;
    Es gleicht das erste Flöckchen Schnee
         Dem ersten weißen Haar.

    5 Noch wird – wie wohl von lieber Hand...

  • [106] Der freche Pommery.

    In meinem Stübchen unter Glas
    Prangt ein herrlicher Goethe en face.
    Sein großer Blick durchsonnt das Zimmer
    Wie Erdenluft und olympischer Schimmer.
    5 Nun war ’mal ein...