• Ach, bist du fort? aus welchen güldnen Träumen
    Erwach' ich jetzt zu meiner Qual!
    Kein Bitten hielt dich auf, du wolltest doch nicht säumen,
    Du flogst davon zum zweitenmal.

    Zum zweitenmal sah ich dich Abschied nehmen,
    Dein göttlich Aug' in Tränen stehn,
    Für deine Freundinnen - des Jünglings stummes...

  • Verzeih den Kranz, den eines Wilden Hand
    Um dein geheiligt Bildnis wand,
    Hier, wo er unbekannt der Welt,
    In dunkeln Wäldern, die ihn schützen,
    Im Tempel der Natur es heimlich aufgestellt,
    Und wenn er davor niederfällt,
    Die Götter selbst auf ihren Flammensitzen
    Für eifersüchtig hält....

  • O Philomele,
    Sing immer zu!
    Du siehst, ich quäle
    Mich mehr als du.

    Es floh der meine
    Wie deiner floh,
    Und wie der deine,
    So liebt' er, - so! -

    Nur wenig Tage
    Währt dein Gesang,
    Doch meine Klage
    Währt lebenslang.
    ...

  • Oft fühl ichs um Mitternacht;
    Dann stehn mir die Tränen im Auge,
    Und ich fall im Dunkel vor dir aufs Knie, -
    Du prüfst mir das Herz, und ich fühl' es noch wärmer.

    Heilig ist es - von Gott -
    Was im Herzen glüht. Laut ruft es in mir,
    Gott! - Laut ruft's dir entgegen. Es dringt
    Durch die...

  • Der junge Piramus in Babel
    Hat in der Wand
    Sich nach und nach mit einer heißen Gabel
    Ein Loch gebrannt.

    Hart an der Wand, da schlief sein Liebchen,
    Die Thisbe hieß,
    Und ihr Papa auf ihrem Stübchen
    Verderben ließ.

    Die Liebe geht so, wie Gespenster,
    Durch...

  • Kleines Ding mit Müh und Leiden
    Hier in dieser Brust gepflegt,
    Herz! wenn sich dein Sturm nicht legt,
    Herz! wo sind denn deine Freuden?

    Deine Schläge! wie so selten
    Mischt sich Lust in sie hinein!
    Und wie schnell sind sie, mit Pein
    Jede Lust mir zu vergelten!

    Phillis...

  • Das dich umgiebt, belebest du;
    Dein Auge gießt wie Saft der Reben
    In tote Adern Geist und Leben
    Und führt dem Herzen Feuer zu.

    Dem Kranken läuft das Blut geschwinder;
    Der alte Mann, die kleinen Kinder,
    Warm von dem ungewohnten Glück,
    Umhüpfen deinen frohen Blick.

    O...

  • In der Nacht im kalten Winter
    Wird's so schwarz und graulich nicht,
    Als in meinem armen Herzen
    Fern von deinem Angesicht.

    Aber wenn es wieder lächelt
    In die Seele mir hinein,
    Werd' ich jung und neu geboren,
    Wie das Feld im Sonnenschein.

    Du allein giebst Trost und...

  • Bebe, beb' ihr auf zu Füßen
    Frühlingserde, und ein Flor
    Junger Veilchen sie zu grüßen
    Keim' aus deinem Schoß hervor.

    Sagt ihr Veilchen eure Wonne,
    Daß ihr sie zu sehn gekriegt,
    Sagt ihr, daß in eurer Sonne,
    Fern von ihr, ein Bruder liegt....

  • Der Neid, o Kind,
    Zählt unsre Küsse:
    Drum küß geschwind
    Ein Tausend Küsse;
    Geschwind du mich,
    Geschwind ich dich!
    Geschwind, geschwind,
    O Laura, küsse
    Manch Tausend Küsse:
    Damit er sich
    Verzählen müsse. (S. 87)...