Eine feine, weiße Wolke
schwimmt im lichten Abendhimmel.

Dunkelschattig, zartgesondert
ragen schwarze Fichtenkronen,
Giebeldach und Zaun und Brunnen,
wie mit scharfer, schmaler Schere
sorgsam zierlich...

Poet: Bruno Ertler

Ist ein Tag gewesen
voller Sonnenschein —
schließ' ihn fest in deinem
Herzen ein.

Wenn des Zweifels Stimme
hämisch in dir spricht,
Torheit wäre alles —
glaub' ihr nicht!
...

Poet: Bruno Ertler

Durch die Blütenzweige
Spielmann Frühling zieht,
hell von seiner Geige
springt ein Reigenlied.

Und ich hab' das Singen
dir ins Herz geküßt:
Drinnen mag es klingen,
wenn es Winter ist...

Poet: Bruno Ertler

Alles ist ein Vorübergehen —
Grüßen — tastendes Händereichen —
und wenn wir uns in die Augen sehen,
so ist es ein Fragen, ein Abwehr-Flehen,
halbes Begreifen — halbes Entweichen.

Doch ist uns das bange Wunder...

Poet: Bruno Ertler

Komm! Warum säumst du noch?
Sieh: Meine Lampe aus Rohr
mit gelbem Papier umspannt
glüht in der Kammer. —
Liebe, was säumst du?

Hörst du: Ein Einsamer singt
ferne ein einsames Lied;
Sehnsucht...

Poet: Bruno Ertler

Fast alle Häuser schlafen noch in der alten Gasse.
An ihren Schnörkeln und Giebeln hängt der graue, nasse
Morgennebel in boshaft träger Masse.

Ich weiß ja, Lilith, daß es eine Torheit ist,
in so freudloser Stunde vor deiner Türe...

Poet: Bruno Ertler

Hörst du? es mahnt der laue Wind
draußen in knospenden Bäumen,
küßt in der silbernen Lenzesnacht
tausend ahnende Blüten wach —
treulos tollt er und flieht geschwind,
kennt kein Träumen und Säumen.
Doch die Knospen,...

Poet: Bruno Ertler

Einer Lampe matter Schimmer,
Dämmerschatten rings im Raum,
Bilder aus verblühten Tagen,
einer Standuhr Ticktacktraum —

Und mein Haupt in deinem Schoße,
deine Hand auf meinem Haar —
und dein Herz so nah —...

Poet: Bruno Ertler

Becherklingen, Farbenlichter,
lustumwunden Falsch und Wahr,
heiß vom Tanze die Gesichter
seitwärts huscht ein einig Paar. —
"Wo die hohen Tannen rauschen,
soll uns niemand heut belauschen —"
Nur ein Fremdling...

Poet: Bruno Ertler

Einst war es so schön und so duftig drauß',
es klang und sang über Berg und Tal
von Glück ohne Reue, von Lieb' ohne Qual
und die Welt war ein farbiger Hochzeitstrauß,
da gaukelte Mücke und Schmetterling,
und an jeder Blume ein...

Poet: Bruno Ertler