•      Dem Schnee, dem Regen,
    Dem Wind entgegen,
    Im Dampf der Klüfte,
    Durch Nebeldüfte,
    5 Immer zu! Immer zu!
    Ohne Rast und Ruh!

         Lieber durch Leiden
    Möcht’ ich mich schlagen,
    Als so viel Freuden
    10 Des Lebens ertragen.
    Alle das Neigen
    Von Herzen zu Herzen,
    Ach wie so eigen
    Schaffet das Schmerzen!

  • [84]
    Reise von Lyon, nach der Perte du Rhone.

       (An Matthisson, im Merz 1791).

    Hier wo der Rhodan grünlich Silber rollt,
         Der nahen Höhen Schneegewand entschwindet –
    Begrüß’ ich...

  • Reue.
    Altspanisch.

    Jüngling.
         Nur fort, du braune Hexe, fort!
    Aus meinem gereinigten Hause,
    Daß ich dich, nach dem ersten Wort,
    Nicht zause.
    5 Was singst du hier für Heucheley,
    Von Lieb’ und stiller Mädchentreu?
    Wer mag das Mährchen hören!

    Zigeunerinn.
         Ich singe von des Mädchens Reu,
    Und langem...

  • Rudolf von Erlach.

         Die Sterne glänzten durch die Fenster
    In Erlachs väterlichem Schloß.
    Und flüsternd wankten die Gespenster
    Am Graben, der die Burg umfloß.
    5 Allein mit seinen treuen Hunden,
    Beginnt der Greis das Nachtgebet,
    Indeß, vom Erndtekranz umwunden,
    Sein Volk ein fernes Fest begeht.

         Das Schwert, das er als...

  • Sängerwürde.

          Unter diesen
    Lorbeerbüschen,
    Auf den Wiesen,
    An den frischen
    5 Wasserfällen,
    Meines Lebens zu genießen
    Gab Apoll dem heitern Knaben;
    Und so haben
    Mich, im Stillen,
    10 Nach des Gottes hohem Willen,
    Hehre Musen auferzogen,
    Aus den hellen
    Silberquellen
    Des Parnassus mich...

  •      Weichet, Sorgen, von mir! – Doch ach! den sterblichen Menschen
    Lässet die Sorge nicht los, eh’ ihn das Leben verläßt.
    Soll es einmal dann seyn; so kommt ihr, Sorgen der Liebe,
    Treibt die Geschwister hinaus, nehmt und behauptet mein Herz!

  • Sappho.

    Unter seine schönsten Jungfraun zählte
         Mytilene eine Dichterinn:
    Sappho hieß sie: holden Reiz vermählte
         Sie mit hohem Göttergleichen Sinn.
    5 Männer buhlten rings um ihre Blicke,
    Alle wies durch Kaltsinn sie zurücke,
         Nur der Eine, denn sie sich erkohr,
         Schloß für ihre Seufzer Herz und Ohr.

    Ach! Umsonst...

  • Schön Sidselil und Ritter Ingild.
    Nach dem Altdänischen.

         Schön Sidselil schnürte sich so knapp und schlank,
    Daß ihr die Milch aus den Brüsten sprang.
         »Was seh ich herzliebes Töchterlein!
    »Dir sprützt ja die Milch aus den Brüsten dein!«
    5      »Es ist nicht Milch, das den Busen mir näßt,
    »Es ist vom Meeth, den ich eben gepreßt.«...

  • [25]           Schlußrede zu einem Trauerspiele
                   Gehalten von Madame Schuch
                                  1754

         Euch, die Geschmack und Ernst und was nur Weise rührt,
    Die Tugend...

  • Mit Blumen kommt der ros’ge Mai,
    Auf daß nun Alles fröhlich sei,
    Und nun kommt auch die Zeit herbei
         Zu wandern mit der Davie.

    5           Triff mich an dem Hexenstein,
                   Schmucke Davie, schmucke Davie,
              Dort sind gänzlich wir allein
                   Liebe, schmucke Davie.

    [...