• Geh’, hol mir einen Becher Wein,
         Und laß von Silber sein die Schale,
    Daß ich noch trink’, bevor ich geh’,
         Der Liebsten Wohl zum letzten Male.
    5 Das Boot liegt an dem Strand von Leith,
         Der Wind peitscht wild die Wassermassen,
    Bald zieht das Schiff den Anker auf,
         Und ich muß, Mary, Dich verlassen.

    Trompeten schmettern,...

  • Als ich ging ein, zum Thor hinein,
         Es ward schon abendtrübe,
    Wer trippelt’ da die Straß’ entlang?
         ’S war Peggie, meine Liebe.

    5 O seht sie nur, seht die Figur
         Wie hold proportioniret!
    Selbst Venus, o, hat nimmer so,
         Durch ihren Gang verführet.

    [...

  • [133] Die schreckliche That.

    Ihr Götter! hört, was ietzt geschehen!
    Könnt ihr ihn unbestrafet sehen?
    Ihn, der die unerhörte That
    Mit frecher Faust begangen hat!

    5 Es wird die Nachwelt zwar empören...

  • [48] Die stumme Schöne.

    Als ich die junge Clitia
    Schön, wie ein Tag im Frühling, sah,
    Rief ich: welch reizendes Gesicht!
    O Schade! daß sie doch nicht spricht!

    5 Sie sprach, und nun war ich ganz...

  •  Die verschiedene Weise der Moral.
    Auf offnem Markte mit Gebieterton
    Erschien in Herrscherpracht der Gott Imperativus.
    „Ich bin das Ich, der ächten Weisheit Sohn,
    Ein Vocativ der Pflicht, des Rechts Nominativus.
    5 Wer von der Würde wich, erzittre meinem Thron;
    Ich bin der kleinsten Schuld Fiscal-Accusativus,
    Und hinter mir dort steht zu...

  • Der schwarzen Locken wild Geschling’
    Um Nacken ihr und Busen hing,
    O, wäre doch mein Arm der Ring,
         Der ihren Leib umfinge! –

    5 Wie wunderlieblich ist ihr Bau,
    Welch’ edlen Wuchs trägt sie zur Schau,
    Der Mund wie Rosen, feucht von Thau,
         O, wer doch an ihm hinge!

  • Die weiblichen Erscheinungen.

         Hebt nicht das Herz sich höher der entgegen
    Aus deren Blick die holde Jugend lacht,
    Die Charis schmückt! Wie folget ihren Wegen
    Des Jubels Ruf, wer fühlt nicht ihre Macht?
    5 Stolz fühlet sie der hohen Göttinn Segen,
    Und tritt einher mit königlicher Pracht.
    Des Siegs gewohnet schaut sie ins Gedränge,
    ...

  • Die zwei Verdammten.

    Nach seinem Tode kam ein deutscher Dorfsultan
    Der sich zum Krösus stahl, im Reiche Satans an.
    Hier sah er manchen Freund, Kollegen und Agnaten,
    Ja selber seinen Hofkaplan,
    5 Nach Standsgebühr, am sachten Feuer braten.
    Kein Wunder! Doch er sah auch seinen treuen Jost,
    Der einst sein Kutscher war, gestreckt auf einen Rost,...

  • Diogen und der Bettler.
    Der weise Diogen (der Tyll
    Der Philosophen) thronte still
    Und sorgenlos in seiner Tonne.
    Ein krummer Bettler von Athen
    5 Trat höhnisch vor ihn hin: Freund! geh mir aus der Sonne;
    Die Welt ist groß, sprach Diogen.
    Der Sanskülotte schwingt die Krücke:
    Meynst du, ich sey ein Narr, wie Philipps Sohn?
    Versetzt er...

  • [274] Diotima.

    Du schweigst und duldest, und sie versteh’n dich nicht,
    Du heilig Leben! welkest hinweg und schweigst,
         Denn ach, vergebens bey Barbaren
              Suchst du die Deinen im Sonnenlichte,

    5 Die zärtlichgrossen Seelen, die nimmer sind!
    Doch eilt die Zeit. Noch flehet mein sterblich Lied
         Den Tag, der, Diotima! nächst den...