• Die Entfernte.
    Aus dem Spanischen.

    Die silbernen Wellen des heil’gen Ibero,
         Sie sahen Auroren, und strahlten ihr Bild.
    Die schüchternen Nymphen im dunkeln Gebüsche,
         Sie sahen Auroren, und schlüpften hinab.

    5 Am Ufer erquickten sich sprießende Blumen
         Im Schimmer der Göttin, und fühleten neu.
    Die Vögel besangen mit Zungen...

  • [19] Die Ewigkeit gewisser Gedichte

    Verse, wie sie Bassus schreibt,
    Werden unvergänglich bleiben: –
    Weil dergleichen Zeug zu schreiben,
    Stets ein Stümper übrig bleibt.

  • Die Farbengebung.
    Ein Gemählde der Angelika Kaufmann.
    _____
    (Mit begeistertem Blick taucht die Mahlerei
    den Pinsel in die Farben der Iris. Mannichfaltige
    Blumen blühen ihr zu Füßen, und
    ein Chamäleon schleicht zwischen ihnen.)

    Nicht vom Chamäleon, so oftermalen
         Er auch sein Kleid verändert, wunderschnell;
    Nein! um der...

  •   
                   Die Feldheimen.

         Menschen waren einst, so lehret Plato,
    Gute Menschen waren einst die Heimchen,
    Die ihr Tagewerk mit Fleiße trieben,
    Kinder zeugten und den Acker bauten.

    5      Bis mit ihren bösen Zaubertönen
    Dreimal drei der Musen niederstiegen,
    Und die Fluren mit Gesang erfüllten,
    Und sogar die Vögel...

  • Die Flöte.

    Nimm der Heerde den Hirten mit seiner lockenden Flöte,
         Nimm dem Menschengeschlecht, was ihm die Muse verlieh;
    Sieh, es verwildert die Heerde; und statt des Gesanges der Musen
         Treibt ein barbarisches Volk auch ein barbarischer Stab.

  • [21] Die Geburt der Venus.

    Die Zephyr wiegten sich auf sanft geschwollnen Wellen,
    Und Frühling war ums stille Meer:
    Der leichten Scherze flüchtigs Heer,
    Die jungen Freuden, ihre Gesellen,
    5 Und...

  • Die Gegenwart.
    Ein Persisches Lied.

          Dunkler Ocean umgürtet
    Unsre Erd’ und unser Leben.
    Fluten rauschen über Fluten,
    Auf den Fluten ruhen Wolken,
    5 Dunkler Abgrund ist die Zukunft.
               Nur die Gegenwart ist sicher;
               Jüngling, auf! genieße sie.

          Siehe, dort auf Kafs Gebürgen
    Schwingt sich Anka...

  • Die Geister des Sees.

    Dumpf rauschts vom hohen Wogenstrand
    Ans steile Felsengestade,
    Und grau wie der Geister wehend Gewand
    Webt dichter Nebel sich übers Land,
    5 Und hüllt die dämmernden Pfade.
    Die herbstlichen Lüfte säuseln,
    Es steigt in leisen Kräuseln
    Die blaue Welle des Sees,
    Aus Wolken die Sterne blinken,
    10 Und...

  • Die Gelegenheit.

    Nach dem Ital. des Nic. Macchiavelli.

    Wer bist du, deren Stirn des Himmels Siegel
          Mit mehr als Erdenreiz und Anmuth ziert?
          Du ruhest nie? Wozu am Fuß die Flügel?
    „Gelegenheit werd’ ich genannt, verspürt
    5       Von Wenigen; und dieses stete Wanken
          Kommt von dem Rade, das mein Fuß berührt.
    Mein Flug...

  • [17] Die Gesellschaft.

    Umringt von Scherz und Fröhlichkeiten
    Versammelt uns die Freundschaft hier:
    Entweicht ihr Klagen böser Zeiten
    Dem Gott der Freuden feyern wir.
    5 Auch Liebe, du, laß uns alleine:...