• Wie oft, wenn du, o meine Holde, spieltest
    Auf dem beglückten Holz, das zitternd tönt
    Von deines Fingers Griff, wenn auf du wühltest
    Des Gleichklangs Ton, nach dem mein Ohr sich sehnt,
    5 Beneidet’ ich die Tasten, die in Eil’
    Sich drängten, deine zarte Hand zu küssen,
    Da meine armen Lippen ihren Theil,
    Erröthend, kühnem Holz geschenkt seh’n...

  • Des Liebchens Augen gleichen Sonnen nicht,
    Ihr Mund, er ist so roth nicht wie Korallen,
    Ihr Busen dunkel bei des Schnees Licht,
    Wenn Locken Schlingen, schwarz die ihren wallen.
    5 Wohl hab’ ich Rosen, roth und weiß geseh’n,
    Doch also hold nicht Ihre Wangen blüh’n;
    Des Liebchens Athem duftet nicht so schön,
    Als Weihrauchdüfte, die die Luft...

  • Tyrannisch bist du, jenen Andern gleich,
    Die ihre Schönheit stolz und grausam macht;
    Du weißt es wohl, in meines Herzens Reich
    Stehst höher du als des Juweles Pracht.
    5 Doch, glaub’ mir, Viele sagen, die dich schau’n,
    Zum Seufzen könntst du Liebe nicht bethören;
    Zu widersprechen darf ich mir nicht trau’n,
    Wenn ich’s auch gegen mich selbst dürft...

  • Ich liebe deine Augen, die voll Leid,
    Daß mich dein Herz so mit Verachtung quält,
    Sich hüllend in der Liebe Trauerkleid,
    In holdem Schmerz mich fragen, was mir fehlt.
    5 Und, wahrlich, nicht des Morgenhimmels Sonne
    Steht schöner zu des Osts bleichem Gesicht,
    Und jener schöne Stern, des Abends Wonne,
    Er schmücket halb so sehr den Westen nicht,...

  • Verwünscht das Herz, das meins zum Seufzen zwingt,
    Das Wunden meinem Freund und mir geschlagen!
    Ist’s nicht genug, daß mir es Qualen bringt,
    Sein sclavisch Joch soll auch mein Freund noch tragen?
    5 Dein Aug’ hat grausam mich mir selbst entnommen,
    Mein zweites Ich zu ärgerm Spiel gewählt;
    So bin ich um ihn, mich und dich gekommen,
    Dreimal...

  • So hab’ ich selbst bekannt, daß er sei dein;
    Ich selbst, als deines Willens Pfand geweiht,
    Gehöre dir, wenn du mein zweites Mein
    Mir wiedergiebst, daß Trost es mir verleiht.
    5 Doch weigerst du’s, und frei nicht wünscht er sich,
    Denn geizig bist du, während er voll Huld;
    Er schrieb, daß er verpfändet sei für mich
    Und lud sich auf der Pflichten...

  • Versuche nicht, die Unbill zu beschönen,
    Mit der du lieblos willst mein Herz betrüben;
    Dein Mund, doch nicht dein Auge mag mich höhnen,
    Brauch’ deine Kraft, doch mögst nicht List du üben.
    5 Sag’, daß du Andre liebst; doch bin ich bei dir,
    Laß deine Augen dann nicht seitwärts spielen;
    Wozu schlägst listig du die Wunde mir,
    Da offne Macht ich...

  • Wenn Andre wünschen, hast du deinen Willen,
    Hast Willen ganz und Will’n im Ueberfluß,
    Dein Quäler, ich, genügend will ihn stillen,
    Dem holden Willen füg’ ich bei als Schluß:
    5 Willst du, die ist gewillt so reich und weit,
    Nicht gütig bergen meinen Will’n in deinen?
    Soll Andrer Wille finden dich bereit,
    Kein gnäd’ger Strahl soll meinem freundlich...

  • Schilt dich die Seele, daß ich kam zu nah,
    Dann schwör’ ihr, daß dein Will ich war vor Allen;
    Sie weiß es, er war gern gesehen da;
    Möcht’ auch mein Liebeslied ihr so gefallen.
    5 Will will den Schatz von deiner Liebe füllen,
    Mit andern Willen füllen und dem meinen;
    Man übersieht uns um der Menge willen,
    In großer Zahl hält Einen man für Keinen....

  • Der thöricht blinde Gott, warum wohl trügt
    Die Augen er, die seh’n und doch nicht recht?
    Sie wissen, was Schönheit ist, wo sie liegt,
    Doch schätzen Bestes sie, als wär es schlecht.
    5 Wenn sich das Aug’, verzückt durch falsche Blicke,
    Den Hafen sucht, dahin nun Alles strebt,
    Was brauchst als Hamen du der Augen Tücke,
    An dem mein Urthelsspruch...