• [23] Abschied an den Leser

    Wenn du von allem dem, was diese Blätter füllt,
    Mein Leser, nichts des Dankes wert gefunden:
    So sei mir wenigstens für das verbunden,
    Was ich zurück behielt.

  • Nicht in Thränen, nicht in feigen Klagen
    Wimmre länger, mein verhaltner Schmerz!
    Länger dich in meiner Brust zu tragen,
    Wäre Schmach für dies gekränkte Herz.
    5 Dass ich aus dem Sklavenband mich flechte,
    Das ein Jahr mich trügerisch umschlang,
    Rang ich sieben schlummerlose Nächte;
    Rang ich muthig sieben Tage lang.

         Sieh! ich gab mit...

  •      Laß mein Aug’ den Abschied sagen,
    Den mein Mund nicht nehmen kann!
    Schwer, wie schwer ist er zu tragen!
    Und ich bin doch sonst ein Mann.

    5      Traurig wird in dieser Stunde
    Selbst der Liebe süßtes Pfand,
    Kalt der Kuß von deinem Munde,
    Matt der Druck von deiner Hand.

         Sonst, ein leicht gestohlnes Mäulchen,
    10 O wie hat...

  • Der Abschied.
    Den 20ten Juny 98.

    Dicht wob der Linde säuselnd Dach
         Den Schatten um mich her,
    Es schäumte silberklar der Bach
         Vom schilfumrankten Wehr,
    5 Mit dunklem Purpurlicht umgoß
         Das Abendroth den Hayn,
    Und rosig in der Quelle floß
         Der zarte Widerschein.

    Und wie die Welle sank und schwoll
    10...

  •      Mir schlug das Herz; geschwind zu Pferde,
    Und fort, wild, wie ein Held zur Schlacht!
    Der Abend wiegte schon die Erde,
    Und an den Bergen hieng die Nacht;
    5 Schon stund im Nebelkleid die Eiche,
    Ein aufgethürmter Riese, da,
    Wo Finsterniß aus dem Gesträuche
    Mit hundert schwarzen Augen sah.

         Der Mond von seinem Wolkenhügel,
    10...

  • Bricht mir denn meine nacht mit hellem morgen an?
    Geht mir die sonne denn mit ihrem auffgang nieder?
    So ists: der harte schluß setzt meine freuden-lieder /
    In einen trauer-thon; ich bin schon auff der bahn /
    Die meinen matten fuß zum grabe führen kan /
    Ich traure nicht um mich noch meine freund und brüder;
    Nur...

  • 1.
    Ihr augen weinet blut /
    Und schmelzet endlich gar in thränen;
    Es fodert dieser tag dergleichen rothe Fluth /
    Denn heute soll ich mich gewähnen
    Lisettens pracht nicht mehr zu sehn /
    Das heisset ich soll mich bereiten /
    Mit einer ewigen verzweifflungs-nacht zu streiten /
    Weil um mein lebens-...

  • Ein treuer Knecht erkühnet sich zu letzt/
    Dir schönstes Kind das Blat zu überreichen.
    Du hast mich ja der Gnade werth geschätzt/
    Dein schönes Hertz durch Seufftzer zu erweichen;
    Drum gönne doch ein gnädig Angesicht
    Der letzten Pflicht.

    Es grünet jetzt der Blumen Lust-Revier/
    Wie lachen nicht...