• Wer ein Zeiselnest hat, der kann lachen:
    Unsichtbar kann er sich Leuten machen,
    Kann in Häuser gehn und alles stehlen,
    Ueberall die besten Bissen wählen;
    Kann nach Aepfeln steigen und nach Nüssen,
    Ungestraft die schönsten Mädchen küssen.
    Ach wenn ich ein Zeiselnestlein hätte,
    Wüßt ich was ich jetzo damit...

  • Welch heitrer Himmel, welche schönen Sterne!
    In solcher Nacht stiehlt man die Mädchen gerne,
    Und die sie stehlen nennet man nicht Diebe;
    Man sagt: die armen Jungen thun es aus Liebe!
    (Band 2 S. 204)
    _____
    ...

  • Anmut'ger Frühling bildet
    Purpurn die Rose,
    Nie sah ich Rosen blühen
    Als auf den Dornen.

    Purpurn gekleidet prangen
    Lieblich die Rosen,
    Doch in der Hoffnung Farbe
    Die grünen Dornen.

    Sag mir Geliebte, sag mir,
    Bist du die Rose?
    Bist du die Rose...

  • Sommerfliegen - böse Plagen,
    Böse Plagen, bei der Arbeit!
    Jag' ich sie - sie kommen wieder;
    Schlag' ich sie - es kommen andre.
    Kleine, große, grobe, feine
    Schwärmen, singen, surren, summen,
    Quälen, stören, necken, stechen
    Immerfort und immerfort!

    Doch der Fliegen allerschlimmste...

  • O gäb' es nur
    Noch Cours d'amour!
    Ein Verliebter heutzutage
    Kann ja seine schwerste Klage
    Nirgend bringen vor Gericht.
    Fühllos höret manche Schöne
    Des Gequälten Schmerzenstöne
    Und sie lacht ihm ins Gesicht!
    Anders war's in alter Zeit:
    Da gab's doch noch Gerechtigkeit!
    ...

  • Die Schöne:
    Leicht gesagt ist: seid nicht grausam!
    Doch wenn sechs um Eine frein,
    Muß da nicht das arme Seelchen
    Gegen fünfe grausam sein?

    Der Dichter:...

  • Diesem blühenden Orangenbäumchen,
    Gönn' in deinem Zimmer ihm ein Räumchen:
    Dann umduftet's dich mit lieben Träumchen.

    Hat doch so ein Blütchen abgebrochen
    Einst beredter als ein Mund gesprochen,
    Wunden heilen die der Blick gestochen.

    Ja du denkst vergangner Zeiten heute,
    ...

  • "Amor, Amor," sprach Minerva,
    Auf ihr Knie den Knaben hebend,
    Ihm die Rosenwangen streichelnd,
    "Laß von deinem blinden Willen,
    Nimm doch meinen klugen Rath an!"
    Aber in den Wind schlug Amor,
    Glitt herab von ihren Knien:
    "Wenn mein Wille dir nicht behaget,
    So gefällt dein Rath mir auch nicht...

  • Heute sah ich Amorn schweben
    In der Luft, am lichten Tage,
    Um ihn eine Schaar von Träumen,
    In dem hellsten Sonnenglanze!
    Er durchflog die bunten Reihen,
    Als ihr König und Gebieter,
    Sprach mit diesem und mit jenem,
    Diesen dahin, jenen dorthin
    Sandt' er aus nach allen Winden. -
    Amor...

  • Denkt euch, neulich fand ich Amorn
    Ganz unschuldig und ganz harmlos
    Unter Blumen fest entschlummert,
    Wie ein Käferchen die Flügel
    An den Rücken dicht geschlossen.
    Und ich schlich hinan und raubte
    Ihm den Bogen und den Köcher
    Mit den unheilvollen Pfeilen.
    Als ich sie nun hielt, die Waffen,...