O gäb' es nur
Noch Cours d'amour!
Ein Verliebter heutzutage
Kann ja seine schwerste Klage
Nirgend bringen vor Gericht.
Fühllos höret manche Schöne
Des Gequälten Schmerzenstöne
Und sie lacht ihm ins Gesicht!
Anders war's in alter Zeit:
Da gab's doch noch Gerechtigkeit!
Da trat man klagend vor den Richter hin
Und sprach: Da seht wie ich gepeinigt bin!
O gäb es nur
Noch Cours d'amour!
Manchem Ritter der bereuet
Hätte nie sich Gunst erneuet,
Selbst nach wahrer Heldenthat,
Wenn er nicht mit seiner Klage
Laut am vorbestimmten Tage
Vor die weisen Richter trat;
Die entschieden dann, wie viel
Noch fehlt' an wahrer Buße Ziel:
Vollführte dies der treue Rittersmann,
So nahm das Dämchen ihn zu Gunsten an.
O gäb' es nur
Noch Cours d'amour!
Rührend, rührend ist's zu lesen
Daß ein Fräulein einst gewesen,
Das den Holden so verklagt:
"Küsse will er - welch Ersinnen! -
Mit Geschenk bei mir gewinnen.
Hab' ich sie ihm je versagt?
Er verführt zu Simonie;
Für Gaben küssen mag ich nie;
Denn Lieb' ist göttlich, sie ist süße Gunst,
Und Küssen ist ja keine schwere Kunst!" -
(Band 2 S. 207-208)
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