• Schau, noch steht das Fenster offen,
    Draus mein Lieb mit Mund und Hand
    Heut in der Früh, heut in der Früh
    Mir den letzten Gruß gesandt.

    Nun das Abendroth verdunkelt,
    Tritt sie nimmer in die Flur;
    Weit in die Welt, weit in die Welt
    Weinend sie von dannen fuhr.

    Und im...

  • Sie sagen All', du habest mich verlassen,
    Erlegen sei dein Mut dem langen Leid,
    Sie wispern's leis, sie schrei'n es auf den Gassen
    Und wünschen Glück zur neuen Zeit.

    Dein Vater schickt mir uns'rer Liebe Pfänder,
    Zerdrückte Brieflein und ein Bischen Gold,
    Vergessne Reime, halbvergilbte Bänder,...

  • Morgenthau! Morgenlicht!
    Klopfende Brust!
    Halte den streifenden Fuß nicht auf
    Schilf am Ufer!
    Hab' keine Zeit.
    Ladet nicht, schmeichelnde Wellen des Bachs
    Ein zum Verweilen!
    Hab' keine Zeit.
    Wenn ich elend wieder,
    Hol' ich mit euch die Gespräche nach.
    Die Zweige sich...

  • Wachst du, mein Herz?
    Darf ich mit flüsternder Laute
    Singen in Schlaf dich, o Traute?
    Giebst du es zu?

    Gieb es nur zu!
    Nacht, die vertraute, mag's wissen,
    Was wir dem Tage verschließen:
    Mir ist so wohl!

    Ist mir so wohl,
    Weiß, welch ein Honig zu nippen...

  • Die Sonne ruhig sinket,
    Der durst'ge Anger trinket
    Den kühlen Abendthau;
    Die Vögel schlafen gehen,
    Die Lichter auferstehen
    Am Himmel, dunkelblau.

    Es wird so groß und stille,
    Und aller herbe Wille
    Zergeht im Dämmerraum.
    Daß du mir bist versaget,
    Und daß ich...

  • Herz, wir lieben, das ist klar,
    Aber man liebt gern nach Gründen.
    Suchen wir, mein Herz, zu finden,
    Was so Sinnbezaubernd war.

    Wenn ich sitzen sie gesehn,
    Und das himmlische Gebilde
    In sich ruhte klar und milde,
    Ach, das schien mir wunderschön.

    Doch sah ich sie stehn...

  • Könnt' ich sie einmal treffen an
    Im tiefen Wald, da Niemand ginge,
    Es wär' um allen Schmerz gethan,
    Ach daß es, daß es doch gelinge!

    Wir schritten immer weiter ein,
    Und sähen nimmermehr zurücke,
    Und würden fein geborgen seyn,
    Und scheuten keines Menschen Tücke.

    Und...

  • O wie hab' ich gewünscht, in den Armen der Liebe zu ruhen,
    Dann vor jeglichem Sturm glaubt' ich im Hafen zu seyn!
    Schweigend ertrug ich ein ehern Geschick und die leidigsten Tage,
    Hofft' ich im Winter den Lenz, hofft' ich auch herzlichen Bund.
    Und jetzt ist es erfüllt, jetzt besitz' ich, wonach ich verlangte,
    Hab' ein...

  • O daß des Lebens schönster Wein
    Auch herbe kann und sauer seyn!
    Stumm und bestürzt und abgewandt
    Nahm ich die Thür in meine Hand.

    Die Luft war rauh, der Wind ging schon,
    Weiß lag der Reif, des Herbstes Sohn.
    Im Garten, in dem weißen Schein
    Fand ich ein rothes Röselein.
    ...

  • Zeigt dir der Spiegel herbe Züge,
    Ein düstres Auge, streng Gesicht,
    So darfst du sagen, daß er lüge,
    So rufe nur: Das bin ich nicht!

    Wenn aber von des Glases Fläche
    Dir Huld und Liebreiz widerstrahlt,
    Dann glaube, daß er Wahrheit spreche,
    Dann hat er treu dich abgemalt.
    ...