O wie hab' ich gewünscht, in den Armen der Liebe zu ruhen,
Dann vor jeglichem Sturm glaubt' ich im Hafen zu seyn!
Schweigend ertrug ich ein ehern Geschick und die leidigsten Tage,
Hofft' ich im Winter den Lenz, hofft' ich auch herzlichen Bund.
Und jetzt ist es erfüllt, jetzt besitz' ich, wonach ich verlangte,
Hab' ein geliebtestes Du, holde Rosalie, dich!
Bin ich nun fröhlich und ist mir nun leicht? Wer deutet mich selbst mir?
Undank bleibe mir fern, aber so bin ich verwirrt.
Ach, mir schleichet die Adern hindurch unendliche Wehmuth,
Welche die Kraft mir verzehrt, schauerlich, giftig und süß.
Bin ich allein und bin ich bei ihr, an der zuckenden Wimper
Hängt mir die Thräne wie oft! Holde, dich kränkt es, ich seh's.
Gestern fragte sie mich: Du bist so schweigsam, du küssest
Viel zu wenig, mein Freund, ward dir die Liebe zum Schmerz?
Theure, sagt' ich, die Liebe ist Lust, und der ewigen Schönheit
Herrlichprangendes Kind, Knospe und Blüthe und Frucht.
Sprich, was soll sie bei uns? Was soll das zarte Geheimniß
In der ernüchternden Zeit, in der entgötterten Welt?
Siehe, drum weinet aus mir die sich selber beweinende Liebe,
Eros weinet aus mir, der die Verbannung beklagt.
Schaue den luftige Kelch der in Farben aufjauchzenden Blume,
Aber im innersten Grund perlen die Thränen. Warum?
Auch die Blume, sie weint. Sie erkennt das schwarze Verhängniß,
Sieht in der Fülle des Safts schon sich erstorben und welk.
Denk des Adonis! Des Ebers gedenk! Feinfühlenden Griechen
Sagte der blühende Mai ewig des Jünglings Geschick.
Eilen wir denn, versetzte Rosalie, die Rosen zu brechen,
Da nur flüchtigen Glanz ihnen die Götter gewährt.
Lieblich schauet die Rose der Lust aus der athmenden Lippe,
Pflücke sie, eh' sie verwelkt, küsse mich, grübelnder Freund.
War denn das Glück, das Adonis genippt in dem Arm Cytherea's,
Weniger süß, weil so kurz weilte sein reizender Fuß?
Der nur vermag zu lieben, mein Freund, der vermag zu genießen,
Jeder sel'ge Moment schenkt eine Ewigkeit dir.
Reizende Weisheit
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