• Du sollst im Zaume halten die Leidenschaft,
    Doch niemals lassen erkalten die Leidenschaft,
    Du bleibst ein Dämon, Held und Gott,
    Kannst Du in Gluth erhalten die Leidenschaft.

    aus: Meine Ruh von Carmen Sylva
    Höhen und Tiefen
    Zweite Auflage Berlin 1885 (...

  • O Liebe! leuchtendes Himmelskind,
    Mit göttlichen Urgewalten!
    Du wehst vorüber wie warmer Wind,
    Ein Athmen über die Welt, da sind
    Viel tausend neue Gestalten!

    O Liebe! breite die Flügel weit
    Ob all den heiligen Stätten,
    Da Deine Samen Du hingeschneit,
    So blüthenfiedrig, im...

  • Während dort im hellen Saale
    Lustberauscht die Gäste wogen,
    Hält ein Ritter vom Gedränge
    Einsam sich zurückgezogen.

    Wie er von dem Sofa aufblickt,
    Wo er ruhet in Gedanken,
    Sieht er neben sich die Dame,
    Der er dienet sonder Wanken.

    »Sind es Sterne, sind es Sonnen,...

  • Wer sollte fragen: wie's geschah?
    Es geht auch andern eben so.
    Ich freute mich, als ich dich sah,
    Du warst, als du mich sahst, auch froh.

    Der erste Gruß, den ich dir bot,
    Macht' uns auf einmal beide reich;
    Du wurdest, als ich kam, so rot,
    Du wurdest, als ich ging, so bleich.
    ...

  • (Neugriechisch)

    Da nachts wir uns küßten, o Mädchen,
    Hat keiner uns zugeschaut;
    Die Sterne, die standen am Himmel,
    Wir haben den Sternen getraut.

    Es ist ein Stern gefallen,
    Der hat dem...

  • Nimm mich verirrten Jäger,
    Du gute Sennerin, auf;
    Es lockte mich über die Gletscher
    Die Gemse mit flüchtigem Lauf.

    Bin fremd auf dieser Alpe,
    Verlassen für und für;
    In rauher Nacht verschließe
    Nicht hart mir deine Tür. -

    Muß, Jäger, wohl sie verschließen,...

  • (Nach dem Volkslied) 1832

    Es wiegte die alte Linde
    Ihr blühendes Haupt in dem Winde,
    Verstreuend Duft in das Land,
    Und unter der Linde saßen
    Zwei Liebende...

  • (Litauisch)

    Es schallten muntre Lieder
    Hell durch den Fichtenwald,
    Es kam ein muntrer Reiter
    Zum Försterhause bald.

    Frau Muhme, guten Morgen,
    Wo bleibt die Liebste mein? -
    ...

  • Die Mühle, die dreht ihre Flügel,
    Der Sturm, der sauset darin;
    Und unter der Linde am Hügel,
    Da weinet die Müllerin:

    Laß sausen den Sturm und brausen,
    Ich habe gebaut auf den Wind;
    Ich habe gebaut auf Schwüre -
    Da war ich ein törichtes Kind.

    Noch hat mich der Wind...

  • 1828

    In Purpur pranget der Abend,
    Der Landwind hebet schon an;
    Zur Lustfahrt ladet der Fischer
    Dich, Mädchen, in seinen Kahn. -

    "Noch heißer begehr' ich, selbander
    Mit dir zu fahren, als du....