•      Ich wandelte unter den Bäumen
    Mit meinem Gram allein;
    Da kam das alte Träumen,
    Und schlich mir in’s Herz hinein.

    5      Wer hat Euch dieß Wörtlein gelehret,
    Ihr Vöglein in luftiger Höh?
    Schweigt still, wenn mein Herz es höret,
    Dann thut es noch einmal so weh.

         „Es kam ein Jungfräulein gegangen,
    10 Die sang es immerfort,...

  •      Ich wandle unter Blumen
    Und blühe selber mit;
    Ich wandle wie im Traume,
    Und schwanke bei jedem Schritt.

    5      O, halt’ mich fest, Geliebte!
    Vor Liebestrunkenheit
    Fall’ ich dir sonst zu Füßen,
    Und der Garten ist voller Leut’.

  • [108]
                        Ich weiß nicht mehr.
              Von Madame Desbordes-Balmore.

         Ich weiß nicht mehr, was meinen Zorn erregte,
    Er sprach zu mir – sein ganzes Unrecht floh...

  • Ich will die entschwundenen nackten zeiten loben
    Wo Phöbus die säulen mit goldenem schimmer umwoben ·
    Als mann und weib geniessend in leichtem zug
    Noch lebten ohne bedrängnis und ohne betrug ·
    5 Als die von des liebreichen himmels kosen berührten
    Die volle kraft ihrer edlen leiber verspürten.
    Und Cybele · fruchtbar und freigebig ohne rast ·
    ...

  •      Ich will meine Seele tauchen
    In den Kelch der Lilie hinein;
    Die Lilie soll klingend hauchen
    Ein Lied von der Liebsten mein.

    5      Das Lied soll schauern und beben,
    Wie der Kuß von ihrem Mund’,
    Den sie mir einst gegeben
    In wunderbar süßer Stund’.

  •      Ich wollte bei dir weilen,
    Und an deiner Seite ruhn;
    Du mußtest von mir eilen,
    Du hattest viel zu thun.

    5      Ich sagte, daß meine Seele
    Dir gänzlich ergeben sey;
    Du lachtest aus voller Kehle,
    Und machtest ’nen Knix dabei.

         Du hast noch mehr gesteigert
    10 Mir meinen Liebesverdruß,
    Und hast mir sogar verweigert...

  • [112]
     8.

    Ihr Klänge und ihr Düfte,
    Ihr Farben heiß und grell,
    Ihr buhlerischen Lüfte
    Und Fluthen silberhell —

    5 Wer je in sich getrunken
    Den Zauber eurer...

  • [254]           Ihre Schönheit.

         Sie naht in Schönheit wie die Nacht,
    Gewölklos, rein und sternenlicht;
    Des Dunkels wie des Schimmers Pracht
    Eint sich in Aug’ und Angesicht
    5 Mit jenes...

  • [61] Ikarus.

    Immer wieder dieselbe Geschichte:
    Siege, Triumphe, Gottesgerichte.

    Wem jeder Sprung, auch der kühnste, geglückt,
    Der fühlt sich dem Gesetz entrückt,
    5 Er ist heraus aus dem Alltagstrott,
    Fliegen will...

  •      „Im Anfang war die Nachtigall
    Und sang das Wort: Züküht! Züküht!
    Und wie sie sang, sproß überall
    Grüngras, Violen, Apfelblüth.

    5      „Sie biß sich in die Brust, da floß
    Ihr rothes Blut, und aus dem Blut
    Ein schöner Rosenbaum entsproß;
    Dem singt sie ihre Liebesgluth.

         „Uns Vögel all in diesem Wald
    10 Versöhnt das Blut...