Die Verwandlung.

Seitdem der Mann des Mannes Werth entweihet,
Betrug und Schmeicheley nicht scheuet,
Vor jedem Mädchen niederkniet,
Das schlau, ihn nachzuziehen, flieht,
5 Und das in jeder Buhlerkunst geübet,
Den Mann nicht, nur sich selbst und ihre...

Dionysius und der Dichter.

Dem Dionysius, der durch Gewalt die Krone
Von Syrakus gewann, der Bürger Schrecken war,
Und selbst voll Todesfurcht auf dem geraubten Throne
Erbebte, stellte sich ein armer Dichter dar,
5 Und übergab ein Lied, das seine Heldenthaten...

Epistel an ***.

Freund! den ein guter Gott zum Trost mir zugesandt,
Als ich an der Verzweiflung Rand
Nur Schmerzen fühlte, die, von Furien erzeuget,
Mein Mund umsonst verschweiget. –
5 Ha, sahst du, Edler! nicht die Zähren glühend fließen,
Die mir der...

Epistel an Madame Unger in Berlin. [1]

Wohl Dir! mir ewig werthes Weib!
Geneuß den holden Seelenfrieden,
Bey dem, was dir das Glück beschieden:
Er würzet jeden Zeitvertreib;
5 Erhöhet den Genuß, geust Balsam in die Wunde,
Die...

Epistel an Susalis. Im Rosenmonath 1790.

Susalis, seufzest du wieder!
Birgt sich die Sonne des Glücks
Abermahls unter ein Wölkchen?
Siehest du trauriges Blicks
5 Auf die blühende Rose?
Ach, ich hatte sie lieb,
Eh’ der kommende Frühling
...

Epistel an den Baron S** von M** zu Coburg.

Ja, Freund! daß alles eitel sey,
Schrieb Salomo, der Juden weiser König;
Sey’s Wahrheit oder nicht, mein Herz das stimmt ihm bey:
Denn ein erfüllter Wunsch gewährt des Glückes wenig;
5 So bald wir ihn erlangt,...

Epistel an den Geheimenrath von Diez.

Leicht aufgescheucht vom kurzen Morgenschlummer,
Blickt’ ich halb schüchtern um mich her:
Und schämte mich, daß noch der böse Dämon Kummer
Verrätherisch die Ruhe mir geraubt. – Ach! Er,
5 Der mit gestähltem Herzen
...

Epistel an den Geheimenrath von Diez.

Dir dank’ ich, edler Mann! für jene frohe Stunden,
Die Witz und Geist und Scherz dem Herzen mitgetheilt,
Das unter gute Menschen gern verweilt,
Die deine Freundschaft ehrt. Die Freude, dort empfunden,
5 War lange meiner...

Epistel an den Herzog Ferdinand zu Braunschweig-Lüneburg.

Dein Beyfall, großer Menschenfreund,
Ist mir mehr werth, als wenn zu meinem Preise
Sich eine halbe Welt vereint.
Mein Schicksal drängte mich aus jenem Gleise,
5 Worin Beruf, Natur und Häuslichkeit uns...

Erotischer Mißmuth.

Fluch sey dir, verrätherische Liebe!
Alles Unglück stammet von dir her,
Du verschleierst nur entweihte Triebe,
Und die Menschheit kennet dich nicht mehr.

5 Buhlerey ist was man Liebe nennet,
Falschheit und Betrug strebt nach Genuß;...