•      Am blassen Meeresstrande
    Saß ich gedankenbekümmert und einsam.
    Die Sonne neigte sich tiefer, und warf
    Glührothe Streifen auf das Wasser,
    5 Und die weißen, weiten Wellen,
    Von der Fluth gedrängt,
    Schäumten und rauschten näher und näher –
    Ein seltsam Geräusch, ein Flüstern und Pfeifen,
    Ein Lachen und Murmeln, Seufzen und Sausen,
    ...

  • Oben wo die Sterne glühen
    Müssen uns die Freuden blühen,
    Die uns unten sind versagt;
    In des Todes kalten Armen
    5 Kann das Leben erst erwarmen,
    Und das Licht der Nacht enttagt.

  •      Allnächtlich im Traume seh’ ich dich,
    Und sehe dich freundlich grüßen,
    Und lautaufweinend stürz’ ich mich
    Zu deinen süßen Füßen.

    5      Du siehst mich an wehmüthiglich,
    Und schüttelst das blonde Köpfchen;
    Aus deinen Augen schleichen sich
    Die Perlenthränentröpfchen.

         Du sagst mir heimlich ein leises Wort,
    10 Und giebst...

  •      In dem Dome zu Corduva
    Stehen Säulen, dreizehnhundert,
    Dreizehnhundert Riesensäulen
    Tragen die gewalt’ge Kuppel.

    5      Und auf Säulen, Kuppel, Wänden,
    Ziehn von oben sich bis unten
    Des Corans arab’sche Sprüche,
    Klug und blumenhaft verschlungen.

         Mohrenkön’ge bauten weiland
    10 Dieses Haus zu Allahs Ruhme,
    Doch hat...

  • [164]
     Alte Rose.

    Eine Rosenknospe war
    Sie für die mein Herze glühte;
    Doch sie wuchs, und wunderbar
    Schoß sie auf in voller Blüthe.

    5 Ward die schönste Ros’ im Land,
    Und ich wollt’ die Rose brechen...

  • [161]
     Altes Lied.

    Du bist gestorben und weißt es nicht,
    Erloschen ist dein Augenlicht,
    Erblichen ist dein rothes Mündchen,
    Und du bist todt, mein todtes Kindchen.

    5 In einer schaurigen...

  •      Am Golfe von Biskaya
    Hat sie den Tag erblickt;
    Sie hat schon in der Wiege
    Zwei junge Katzen erdrückt.

    5      Sie lief mit bloßen Füßen
    Wohl über die Pyrenäen;
    Drauf ließ sie als junge Riesin
    In Perpignan sich sehn.

         Jetzt ist sie die größte Dame
    10 Im Faubourg Saint-Denis;
    Sie kostet dem kleinen Sir William...

  •      Am Kreuzweg wird begraben
    Wer selber sich brachte um;
    Dort wächst eine blaue Blume,
    Die Armesünderblum’.

    5      Am Kreuzweg stand ich und seufzte;
    Die Nacht war kalt und stumm.
    Im Mondschein bewegte sich langsam
    Die Armesünderblum’.

  •      Am fernen Horizonte
    Erscheint, wie ein Nebelbild,
    Die Stadt mit ihren Thürmen,
    In Abenddämmrung gehüllt.

    5      Ein feuchter Windzug kräuselt
    Die graue Wasserbahn;
    Mit traurigem Tacte rudert
    Der Schiffer in meinem Kahn.

         Die Sonne hebt sich noch einmal
    10 Leuchtend vom Boden empor,
    Und zeigt mir jene Stelle,...

  •      Am leuchtenden Sommermorgen
    Geh’ ich im Garten herum.
    Es flüstern und sprechen die Blumen,
    Ich aber wandle stumm.

    5      Es flüstern und sprechen die Blumen,
    Und schau’n mitleidig mich an:
    Sey unserer Schwester nicht böse,
    Du trauriger, blasser Mann.