• Fehler der fürstlichen Erziehung.

    Ein König ließ den Erben seines Throns
    Mit großem Fleiß erziehn. Man sucht in den Provinzen
    Zum Unterrichte seines Sohns
    Die größten Meister auf. Man unterwies den Prinzen
    5 In allen Künsten, die zur Zier
    Und Nutzen dieneten. Er lernte zeichnen, tanzen,
    Palläste bauen, Städt’ umschanzen,
    Blies seine...

  • Grabschrift eines Spanischen Hauptmanns.

    Der fünfte Karl las einst auf einem Leichenstein
    Die Grabschrift: Dieser Raum schließt einen Krieger ein,
    Der lebenslang sich nie hat fürchten können.
    Der Kaiser lacht und spricht:
    5 Der Mensch hat mit den Fingern wohl kein Licht
    Geputzt, sonst hätt’ er Furcht gehabt sich zu verbrennen.

  • Hymne an die Venus.

    Sie kömmt! ich fühle meiner Göttin Nähe.
    Noch eh’ ich sie mit trunknem Blicke sehe,
    Fühl’ ich ein neues Daseyn, neues Leben,
    Den Busen heben!

    5 Sie lächelt himmlisch gütig auf mich nieder,
    Sie nimmt das Opfer meiner kleinen Lieder
    Mit Götterhuld, winkt freundlich mir entgegen
    Der Liebe Segen.

    Und schenkt mir...

  • Klagen.

    Sind das wirklich, Liebe, deine Freuden,
    Und der Lohn für meine Treu,
    Daß der Hölle qualenvollstes Leiden
    Meines Lebens Antheil sey?

    5 Muß ich Thränen in dem Becher trinken,
    Den die Liebe mir gereicht?
    Und verzweifelnd auf ein Lager sinken,
    Wo der Gram den Schlaf verscheucht?

    Muß ich nur die Sklavenkette fühlen,
    ...

  • Klagen an den Entflohenen.

    Hier ruht dein Bild auf meinem Herzen,
    Du, Mann der Liebe und der Schmerzen!
    Der jetzt voll Grausamkeit mich flieht. –
    Du fliehst umsonst – ! denn meine Seele eilet
    5 Dem Manne nach, der das Gefühl nicht theilet
    Das ewig mir im Busen glüht.

    Ja fliehe zu den fernsten Zonen,
    Laß Haß in deiner Seele wohnen,...

  • Mein Ideal.

    Du, deutscher Mann, mit edler, großer Seele,
    Der bieder ist und kühn, doch menschlich fühlt,
    Den ich zum Stoff für meine Muse wähle,
    Weil er nicht frech mit Schwur und Treue spielt;

    5 Weil er mit einem seiner Feuerblicke
    Bis in des Herzens kleinste Falte dringt,
    Und selbst bey kargem wandelbarem Glücke –
    Den dummen Stolz zu...

  • Nach der Aufführung des Otto von Wittelsbach.[1]

    Er ist es selbst, nicht Fleck; es ist der echte
    Agilolfinger, voll von edlem Heldenmuth,
    Von deutschem Biedersinn, der schwarzen Undank rächte
    In eines falschen Freundes Blut. –
    5 Ο Fleck! so bald dein Herz, obgleich im bloßen Spiele,
    Zerrissen scheint, so beben wir von...

  • Parodie. Antwort an die Schriftsteller.

    „Zur Liebe nur sind wir geboren –“
    Sagt ihr: Ihr Herren Männer, wißt,
    Ihr habt noch nie dabey verloren,
    Wenn unser Geist gebildet ist.
    5 Seid ihr mit Einer nur verbunden,
    Die nicht allein in Cypris Hain,
    Nein, die auch wird in ernsten Stunden
    Euch mehr, als bloßes Spielwerk seyn.

    Dann laßt...

  • Prométheûs.

    Kaum hatte, von Minerven zum Olymp getragen,
    Prométheûs Feuer von dem Sonnenwagen
    Den Sterblichen gebracht, als oft aus Unverstand,
    Trotz seiner Warnung, Knab’ und Mädchen sich die Hand
    5 Verbrannten. Himmel! welche Klagen
    Erhuben hier die Mütter! Haben wir der Plagen
    Noch nicht genug? Hat seine Schwägerinn [1...

  • Sehnsucht der Liebe.

    Wer schildert sie des Herzens reine Wonne
    Die mich durchbebt, wann endlich sich die Sonne
    In Dunkel hüllt, und mir der Stern erscheinet,
    Der uns vereinet.

    5 Dann fliehen sie, die lang’ ersehnten Stunden,
    Bey dir dahin, als wären sie Sekunden,
    Ich spähe nur in deinem süßen Blicke
    Nach meinem Glücke.

    Ja, ewig...