• Den 14. November 1791.

    Ja, sie ist es! Diese schönen Züge,
    Dieser hohen Unschuld sprechend Bild,
    Wie der Gottheit Fülle sanft und mild;
    Dieser Flammenaugen hehrer Blick,
    5 Zöge Todte selbst ans Licht zurück!

         Diese stille nie getrübte Milde,
    Dieser reine treue Engelsinn,
    Schmücken dich, der Schönheit Königinn.
    Nimmer wird...

  • Nimm, o Clara! nimm aus dieser Menge
    Der Bewunderer, in dem Gedränge,
    Der Gefühle, meinen Dank auch an;
    O! ich fühl es innig, du so werthe,
    5 Dass der höchste Beyfall hoch dich ehrte,
    Dass ich dir nur danken – danken kann! –

    Doch, so manche – manche heisse Thräne,
    Die die Wangen einer sanften Schöne,
    Dir nur fliessend, mild hernieder...

  • Du Stern im müden Morgenstrahl,
         Du flohst nicht mit der Finsterniß;
    Du bliebst, zu schau’n des Tages Qual,
         Der Mary mir vom Herzen riß.
    5 O, theurer Schatten, mir entrückt,
         Wo weilst Du nun, in sel’ger Ruh’?
    Schau’st Du auf mich, so schmerzbedrückt,
         Dann läch’le, Selige, mir zu. –

    Die Stund’ vergeß ich nimmermehr...

  • An Mignon.

          Im Herbst, in heitrer Abendstille,
    Da trugen sie zur Gruft hinab
    Die theuren Reste deiner Hülle
    Und senkten sie ins dumpfe Grab.
    5       Und deine Mitgespielen sangen
    Im Mädchen und im Jünglings-Chor;
    Dann kehrten sie mit nassen Wangen
    Still wieder in das Leben vor.
          Du selbst erwachest bald vom Schlummer,...

  • An Ruhheims Fluren.

         Zerreiß den Wolkenschleier,
    Du herbstliche Natur!
    Erschein’ in deiner Feier,
    Du meine Lieblingsflur!
    5 Verklärt euch, o ihr Felder,
    So freundlich, lieb und hold,
    Erglänzt, erglänzt ihr Wälder,
    Im Abendsonnengold!

         Ihr ewiggrünen Matten,
    10 Ihr sanftgewölbten Höh’n,
    Ihr düstern...

  • [70]
            An Schulz und Voß.

        Zum Dank für Ihr Lied:

            Trost am Grabe.

    Einsam, bang, mit thränenleerem Blicke,
         Tief versenkt in finstre Grübelei,
    Fodert’ ich den Bruder kühn...

  • [65]
    A n
    Selma Gerstenberg.
    (1784.)

    Selma! Selma! du schläfst im ersten Hauche des Lenzes.
         Schallt dir der freundliche Ruf nicht zum Herzen empor?
    Wecket das Rauschen des Sees am umschatteten...

  • [120] An den Amor.

    Lieber Amor, leihe mir
    Einen doch von deinen Pfeilen,
    Ich will auch den Raub mit dir,
    Chloens Herz selbst mit dir theilen. – –

    5 Du willst nicht? Dich solls gereun,
    Ich wills deiner...

  • [21] An den Leser

    Du, dem kein Epigramm gefällt,
    Es sei denn lang und reich und schwer:
    Wo sahst du, daß man einen Speer,
    Statt eines Pfeils, vom Bogen schnellt?

  • [8] An den Marull.

    Groß willst du, und auch artig seyn? *)[1]
    Marull, was artig ist, ist klein.