• [92]
    Annette an ihren Geliebten.

    Ich sah wie Doris bey Damöten stand,
    Er nahm sie zärtlich bey der Hand;
    Lang sahen sie einander an,
    Und sahn sich um, ob nicht die Aeltern wachen,...

  • Der Fußtritt des Geliebten.

    Ha! hör’ ich recht? sind dieß die leisen Tritte
    Des Einzigen, dem dieses Herz sich weiht? –
    Er kömmt! beflügelt sind die sanften Schritte
    Von Sehnsucht und von Zärtlichkeit.

    5 Er kömmt! ich fühl’s an diesen stärkern Schlägen
    Des armen Herzens, dem er alles ist.
    Es klopft entzückt dem Augenblick entgegen,
    Wo...

  • [8] DER TOD DER GELIEBTEN

    Er wußte nur vom Tod, was alle wissen:
    daß er uns nimmt und in das Stumme stößt.
    Als aber sie, nicht von ihm fortgerissen,
    nein, leis aus seinen Augen ausgelöst,

    5...

  • Die Rose an der Brust des Geliebten.

    Sie blühte einst an deinem lieben Herzen
    So schön, und welkte schnell dahin: –
    O, wär’ ich sie, die Blumenköniginn!
    So stürb’ ich, statt in Trennungsschmerzen,
    5 An deinem Busen, wo sie starb,
    Und durch den Tod sich meinen Neid erwarb.

  •      [15] ERWACHEN BEI DER GELIEBTEN

    Die Holde schläft: zu früh bin ich erwacht:
    Ein Wort ist süß und gelte diese Nacht.
    Ich werd’ es heute nicht, nicht morgen tun
    Doch irgendwann und selig kann ich ruhn....

  • Nähe des Geliebten.

    Ich denke dein, wenn mir der Sonne Schimmer
          Vom Meere strahlt.
    Ich denke dein, wenn sich des Mondes Flimmer
          In Quellen mahlt.

    5 Ich sehe dich, wenn auf dem fernen Wege
          Der Staub sich hebt,
    In tiefer Nacht, wenn auf dem schmalen Stege
          Der Wandrer bebt.

    Ich höre dich, wenn dort mit...

  • Nähe des Geliebten.

    Ich denke dein, wenn mir der Sonne Schimmer
         Vom Meere strahlt;
    Ich denke dein, wenn sich des Mondes Flimmer
         In Quellen mahlt.

    5 Ich sehe dich, wenn auf dem fernen Wege
         Der Staub sich hebt;
    In tiefer Nacht, wenn auf dem schmalen Stege
         Der Wandrer bebt.

    Ich höre dich, wenn dort mit dumpfem...

  • [57]
    Nach dem Tode meines geliebten Bruders.

                    1786.

    „Strahlender Jüngling, woher?„ –
              – Schwester!
    „Bruder du mir? Jüngling im Silbergewand?
         „Ach! dieß...

  • Stella an den Geliebten.

    Könnt’ ich dein Herz für mich allein gewinnen,
    Ich tauschte nicht mit großen Königinnen;
    Ich würd’ entzückt den Rest von meinem Leben
    Für deine Küße geben.

    5 O! fühltest du der Seele banges Schmachten,
    Du würdest mehr auf Stella’s Blicke achten,
    Und nicht gleich einem Schmetterlinge fliehen,
    Wo Rosen für dich...

  • Da tönt ein liebliches Singen
    Tief aus dem Thal hervor,
    Dem alten Wanderer dringen
    Die Töne so traut an's Ohr.

    Er sinkt auf die Moosbank nieder,
    Er lächelt still und lauscht,
    Vom Klange geliebter Lieder
    Aus alter Zeit berauscht:

    "Aus schönem, reizendem Munde,...