• Abendphantasie
    nach einem schwülen Sommertage.

    Die Sonn’ ist unter; Schwüle des Tages lag
    Schwer auf der Erde, machte die Blumen der
         Empfindung, machte deine Blumen,
              Lächelnder Phantasus, alle welken.

    5 Du kommst mit neuen stärkenden Labungen,
    Willkommen sey, ambrosischer Abend, mir!
         Von deinen Fittigen gehoben,...

  • An die Muse.

          Die ekle Welt, der Mode Thorenspiel
    Und Tüncherey zum Spotte hingegeben,
    Hat längst verlernt das kindliche Gefühl
    Der Urnatur und ihr bescheidnes Leben.

    5       Sie achtet wenig auf den stillen Geist
    In Wort und That; mit Rednermeteoren,
    Mit allem, was nur schäumt und prunkt und gleißt,
    Füllst du ihr leicht die Augen...

  • Der Hain der Eumeniden.

    Ein heilig Dunkel füllet den ernsten Hain:
    Voll Andacht schweige, wer sich dem Haine naht,
         Dem unbetretnen stillverehrten,
              Daß nicht die Jungfraun des Haines zürnen!

    5 Wer sind die schrecklichheiligen Jungfrauen?
    Es sind die furchtbarblickenden, gnädigen
         Und strengen Eumeniden, sind die...

  • Die Musen.
    Weinend kamen die Musen vor Jupiters Thron mit verhüllten
    Angesichtern, und standen und schluchzten und konnten nicht reden:
    „Kinder, was ist euch?“ erhub der ewige Vater die Stimme.
    Klio, die älteste, der Euterpe, die jüngste, sich anschloß,
    5 Trat hervor und begann: Laß uns bey dir im Olympus!
    Vater! die Erde verdient nicht unsre...

  • Liebeszuruf.

         Der freche Tag ist hingegangen,
    Verschämt der Abend niedersinkt,
    Wo, stille Küsse zu empfangen,
    Mir die verschämte Liebe winkt.
    5
         Gemach! – Bald[1] webt die Dämmrung dichter
    Sich über Flur und Straße hin –
    Daß nicht die gaffenden Gesichter
    In ihrer Neugier Netz uns ziehn!
         Wie...