• Stimme im Herbst, verzichtend über dem Grab
    auf deine Welt, du blasse Schwester des Monds,
    süße Verlobte des klagenden Windes,
    schwebend unter fliehenden Sternen —

    5 raffte der Ruf des Geists dich empor zu dir selbst?
    nahm ein Wüstensturm dich in dein Leben zurück?
    Siehe, so führt ein erstes Menschenpaar
    wieder ein Gott auf die heilige Insel!...

  • So, Mutter, Dank! So fühl’ ich deine Hand.
    Oh, sie befreit von Nacht und Vaterland!
    Ich athme Wald und heimatliches Glück.
    Wie führst du mich in deinen Schoß zurück.

    5 Nun ist der Donner dieser Nacht verrollt.
    Ich weiß es nicht, was sie von mir gewollt.
    O Mutter, wie dein guter Morgen thaut!
    Schon bin ich da, wo Gottes Auge blaut.

  • Wovor ist mir denn bang?
    Was soll mir denn geschehen?
    Ich werde Neues sehen.
    Und bis dahin ist’s lang.

    5 [38] Was das nur heute ist.
    Es kommt doch immer näher.
    Entging’ ich...

  • So spät ist es, so späte,
    was werden wird, ich weiß es nicht.
    Es dauert nicht mehr lange,
    mir wird so bange,
    5 und seh’ in der Tapete
    ein klagendes Gesicht.

    [77] Allein bin ich,...

  • Wie doch die Kraft das Wasser hebt!
    Es steigt und schwindet, schwillt und schwebt,
    es steht im Strahl, es kommt und fällt
    in diese nasse Gotteswelt,

    5 die zwecklos wie am ersten Tag
    bloß ihrer Lust genügen mag
    und von dem holden Überfluß
    an keine Pflicht verstatten muß,

    nur jener einen Macht sich beugt,
    10 die sie erschuf — zum...

  • Wie nach den Lebensnächten
    es prangt in neuen Prächten,
    vom Morgenthau benetzt!
    Was hebet aus den Grüften
    5 und letzt mit linden Lüften
    auch mich zuguterletzt?

    Es heilt das Herz vom Hirne
    und kühlt die kranke Stirne
    am jungen Tag gesund.
    10 Das strömt von andern Sternen
    und läßt die Liebe lernen
    auf einem grünen...

  • Wie wird mir zeitlos. Rückwärts hingebannt
    weil’ ich und stehe fest im Wiesenplan,
    wie in dem grünen Spiegel hier der Schwan.
    Und dieses war mein Land.

    5 [10] Die vielen Glockenblumen! Horch und...

  • O Unterschied im Liebesspiele!
    Wie kommt es aus ganz andern Quellen:
    bei ihr zu sein,
    und sie sich vorzustellen!
    5 Denn sie ist nur ein Schein;
    doch wenn sie fern, erwachsen die Gefühle.

    Kurz ist die Gier,
    und man ist bald am Ziel
    und fühlt nur eben, was man fühle;
    10 das ist nicht viel.
    Gern wär’ man aus dem Spiele,...

  • Hab’ ich dein Ohr nur, find’ ich schon mein Wort:
    wie sollte mir’s dann an Gedanken fehlen?
    Von zwei einander zugewandten Seelen
    ist meine flüchtig, deine ist der Hort.

    5 Ich komme aus dem Leben, jenem Ort,
    wo sie mit Leidenschaft das Leben quälen
    und sich die Menschen zu der Menschheit zählen,
    und technisch meistern sie den Tag zum Tort.

    ...
  • Nie las ein Blick, von Thränen übermannt,
    ein Wort wie dieses von Immanuel Kant.

    Bei Gott, kein Trost des Himmels übertrifft
    die heilige Hoffnung dieser Grabesschrift.

    5 Dies Grab ist ein erhabener Verzicht:
    »Mir wird es finster, und es werde Licht!«

    Für alles Werden, das am Menschsein krankt,
    stirbt der Unsterbliche. Er glaubt und dankt....