• Als ich in der Nacht mein Werk geschrieben,
    sind an meinem Licht
    viele Mücken hängen geblieben.
    Und ihr Summen stört mein Gedicht.
    5 So müssen, will ich weiter schreiben,
    fortan meine Fenster geschlossen bleiben.

         Nun sitzen sie an den Fenstern
         und sehen mir zu.
         Nun ist keine Ruh
    10      vor den Nachtgespenstern.

  • Wir, die Wehrmacht zu entzücken,
    eingerückte Heereshuren,
    kehren nunmehr euch den Rücken
    als Brigade der Lemuren.

    5 Opfernd heldischem Verlangen,
    angesteckt von eurem Mute,
    Rosen blühn uns auf den Wangen
    und die Syphilis im Blute.

    Blut und Thränen, Wein und Samen
    10 flossen euch zum Bacchanale,
    und was wir von euch bekamen...

  • Bin so viel Jahre schon und Nacht für Nacht
    in einem Unterstand gesessen.
    Und habe dennoch nicht vergessen,
    daß Gott der Herr den Tag gemacht.

    5 Ihr aber habt geschlafen unterdessen.
    Ich aber habe nur gewacht,
    und hab’ darüber nachgedacht,
    daß ihr geschaffen wurdet, um zu essen.

    Wir werden niemals mehr zusammenkommen,
    10 ich...

  • Als deine Sonne meinen Schnee beschien,
    ein Sonntag wars im blauen Engadin.

    Der Winter glühte und der Frost war heiß,
    unendlich sprühten Funken aus dem Eis.

    5 [26] Knirschend ergab sich alle...

  • Nun weiß ich doch, ’s ist Frühling wieder.
    Ich sah es nicht vor so viel Nacht
    und lange hatt’ ich’s nicht gedacht.
    Nun merk’ ich erst, schon blüht der Flieder.

    5 Wie fand ich das Geheimnis wieder?
    Man hatte mich darum gebracht.
    Was hat die Welt aus uns gemacht!
    Ich dreh’ mich um, da blüht der Flieder.

    Und danke Gott, er schuf mich...

  • Vor Tönen, Formen, halb erwachten Träumen
    wird mir im innern Herzen bang.
    Ich lebe in dem Untergang
    und wohne in bedrohten Räumen.

    5 Nicht fürcht’ ich mich vor irdischen Gewittern
    und bin für jeden Donner taub.
    Doch zittert wo ein Espenlaub,
    so werde ich mit ihm erzittern.

    [...

  • Du großer Gott, laß mich nicht Zeuge sein!
    Hilf mir hinab ins Unbewußte.
    Daß ich nicht sehen muß, wie sie mit Wein
    zur Not ersetzen ihre Blutverluste.

    5 Du großer Gott, vertreib mir diese Zeit!
    Hilf mir zurück in meine Kindheit.
    Der Weg zum Ende ist ja doch so weit,
    und wie die Sieger schlage mich mit Blindheit.

    Du großer Gott, so mach...

  • Sonne, immer du noch purpurnen Abschied nimmst,
    immer doch unbeirrt, immer den Erdentag
    segnend, der ins Gesicht dir in Finsternis prahlt —
    wieder vorbei dem Menschenkreis.

    5 Keines irrenden Sterns zitternder Funke war
    je verborgener den vom Dunkel Verblendeten
    als dein flammendes Meer, das den Abend umarmt
    wie ein brennendes Gottesherz.

    ...
  • Der großen Zeit schreib' ich es ins Gesicht:
    Weh dem, der sich vermißt, das Angedenken
    gefallener Frauen nun gering zu achten!
    Sie standen gegen einen größern Feind,
    5 Weib gegen Mann. Nicht Zufall der Maschine,
    der grad entkommt, wer ihr nicht grad verfällt,
    hat sie geworfen, sondern Aug in Aug,
    aus eigenem Geheiß, eins gegen alle,
    im...

  • Ein kleiner Hund mit langem Haar, den ich persönlich kannte,
    er lachte, wenn man zu ihm sprach, er weinte, weil er stumm war,
    sein Blick war Dank der Kreatur, für sich und für die andern.
    Da kam ein Wagen ohne Pferd und tötete das Hündchen.
    5 Wer hatte es so eilig, ach, wer hatte es so eilig.
    Wie wenig Raum hat der Passant für sich gebraucht im Leben.
    ...