• Wenn manchmal in den wünschetollen Nächten
    Mein Blut mich quält, weil Du es zu Dir riefst,
    Dann greife ich in Deines Haares Flechten,
    Und küsse sacht die Stelle, wo Du schliefst.

    Und höre, wie Du träumst, und werde selig,
    Und weiß: Du bist wie ich. Und ich wie Du.
    - - - - - - - - - - - -  und mählich...

  • Wo bist Du?
    Ein Stern fällt.
    Dein Gesicht -
    Du bist Da! (S. 227)
    _____

  • Weiße Pferde im Frührot;
    Nebel vor der Stadt.
    Die Menge verliert sich.
    Ziehende Wolken;
    Du allein bist übrig.
    Schlaf ein! (S. 228)
    _____

  • Die Stunde naht,
    Ewige Seele.
    Einmal im Schlaf
    Dir nah sein.
    Einmal Dich fühlen.
    Erinnerung! (S. 229)
    _____

  • Wenn Du den Becher leerst,
    Wo jenseits
    Weiße Schwalben trinken:
    Vergiß nicht die Träne,
    Den Kuß, den Du träumtest.
    Am Himmel der Toten.
    Du bist geliebt! (S. 230)
    _____

    ...

  • Wenn Du Dich neigst am Saum des Himmels,
    Sommerentlaubt,
    Wir bleiben zurück,
    Wir öffnen die Augen,
    Wir sehen Dein ewiges Bild.
    Nun weißt Du alles,
    Träne und Hoffnung,
    Die Welt des Leides, die Welt des Glücks.
    Erlöste Seele, geliebte Seele,
    Schwester unser,
    Die Heimat...

  • In einem Variété in Kiel
    Unter rauchenden Männern im Qualm der Hafenstadt
    Verlassenen Orts dumpf gieriger Freuden
    Tanztest Du in der Matrosenschänke,
    Leichte Gazelle am Gestade des Nils.
    Den Kreis der Wiedergeburten durchwandelnd
    Von der weißen Maus zum singenden Vogel
    Bist Du in einen Menschen...

  • Der Schnee fällt leise. Schläfst Du, süße Freundin?
    Der Hund liegt still, von Deinem Schlaf besonnt.
    Orion funkelt mit den sieben Zeichen,
    Und Sirius steht tief am Horizont.

    Wohin entführt Dich dies Gesicht, Geliebte?
    Das Traumschiff gondelt über mein Gedicht.
    Dein Haar, gelöst auf weiter Winterreise,...

  • Einmal wird die Stunde kommen,
    Die Stunde des Wiedersehens der Geister,
    Wenn Dein Herz, einst an mich gekettet,
    Nun verweht in Staub oder Blüte,
    Leise im Frühjahr der Verwandlung
    Pocht hinauf an des Äthers Spur.
    Werden wir leben? Werden wir weinen?
    Wird die schimmernde Wolke hell sein?
    ...

  • Wandle, leichte Seele des Irrtums,
    Hinweg von der grünenden Erde.
    Die dunklen Schluchten, durchkreuzt von der Spur Deines Schrittes,
    Sinken hinab. Im Schimmer des Lichtes
    Verschlungene Pfade atmen die Flut des Geschehens.
    Jede Träne, geweint am Abgrund der Hoffnung,
    Ist ein Zauberspruch Deines unvergänglichen Lebens...