In einem Variété in Kiel
Unter rauchenden Männern im Qualm der Hafenstadt
Verlassenen Orts dumpf gieriger Freuden
Tanztest Du in der Matrosenschänke,
Leichte Gazelle am Gestade des Nils.
Den Kreis der Wiedergeburten durchwandelnd
Von der weißen Maus zum singenden Vogel
Bist Du in einen Menschen verwandelt
Aus dem Reich der unseligen Tiere.
Schon versinkt im Dunst der Lampen
Die Hülle der Armut, das rote Kleid;
Die geschminkten Lippen, Morgenröte,
Öffnen sich über dem ewigen Meer.
Aus dem Nebel der Straßenbordelle,
Wo Du Dein Bild verkaufst,
Tönt Gesang von rudernden Schiffen,
Und das Eiland der Circe steigt auf.
Asphodelos Blume umwölkt Deine Schläfe,
Das Blut der Opfer stürmt in die Höhe,
Wieder tanzest Du vor dem Altare
Zu dem Klang der schimmernden Flöten.
Doch die Stunde flieht zu den Schatten;
Der vergängliche Ruf der Eule
Droht verworren im Erdengrund.
Mir allein, der ich nicht mehr lebe,
War vergönnt, Dein Antlitz zu schauen,
Das, verhüllt vor niederen Tieren,
Sich entschleiert vor dem Altar.
Und ich weiß, da ich von Dir gehe,
Ferne Geliebte im Sonnenwagen:
Es war mein Gesicht, das ich sah,
Wie ich wandle verhallenden Schrittes
Heimwärts aus dem Gespenst der Nacht.
In einem Variété in Kiel
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