O geh' nicht in den frischen Mai
Nach einer bitt'ren Trennungsstund'!
O geh' nicht in den frischen Mai,
Wenn du ein Weh' im Herzensgrund!
Denn jeder Vogel, der dir singt,
Denn jedes Reis, das sproßt und blüht,
Ein jeder Hauch, der zu dir dringt,
Weckt dir ein Echo im Gemüth.
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Vögel singen, neues Leben,
Frisches Grün an Blatt und Baum:
Für die Vögel neue Lieder,
Für das Herz ein neuer Traum!
Doch das Leben wird veralten,
Hin zur Erde welkt das Grün;
Blumen senken ihre Häupter:
Wirst, mein Traum, auch du verblüh'n?... -
Da fallen wieder die Blätter
Im Herbsteshauch herab:
Sie decken so manche Hoffnung,
Und decken so manches Grab.
Doch um die Todten im Grabe
Ist es mir nicht so leid,
Als um die vielen Träume,
Verwittert in dieses Zeit.
Die Todten sind ja gegangen
Zur ewig... -
Nun laß die Lieb' begraben sein,
Sie ist ja todt, sie ist ja todt;
Und um die Todten weint man sich
Die Augen roth, die Augen roth.
Doch einen Strauß, den gib noch mit,
Den letzten Strauß, den letzten Strauß;
Den gibt man allen Todten wohl
Noch mit hinaus, noch mit hinaus.
... -
Wenn eine Liebe du im Herzen
Genährt, gepflegt in langer Treu',
Und dann erfährst mit tausend Schmerzen,
Wie undankbar oft Lieben sei: -
Dann wachen auf all' die Gedanken,
Die dich dem langen Wahn geeint;
Dann brennen wieder alle Thränen,
Die Thränen, die umsonst geweint.
Und wie das Herz...