•      Du bist wie eine Blume,
    So hold und schön und rein;
    Ich schau’ dich an, und Wehmuth
    Schleicht mir in’s Herz hinein.

    5      Mir ist, als ob ich die Hände
    Auf’s Haupt dir legen sollt’,
    Betend, daß Gott dich erhalte
    So rein und schön und hold.

  •      Du hast Diamanten und Perlen,
    Hast alles, was Menschenbegehr,
    Und hast die schönsten Augen –
    Mein Liebchen, was willst du mehr?

    5      Auf deine schönen Augen
    Hab’ ich ein ganzes Heer
    Von ewigen Liedern gedichtet –
    Mein Liebchen, was willst du mehr?

         Mit deinen schönen Augen
    10 Hast du mich gequält so sehr,
    Und...

  • Du sah’st mich oft im Kampf mit jenen Schlingeln,
         Geschminkten Katzen und gebrillten Pudeln,
         Die mir den blanken Namen gern besudeln,
         Und mich so gerne in’s Verderben züngeln.
    5 Du sahest oft, wie mich Pedanten hudeln,
         Wie Schellenkappenträger mich umklingeln,
         Wie gift’ge Schlangen um mein Herz sich ringeln;
         Du...

  •      Du schönes Fischermädchen,
    Treibe den Kahn an’s Land;
    Komm zu mir und setze dich nieder,
    Wir kosen Hand in Hand.

    5      Leg’ an mein Herz dein Köpfchen,
    Und fürchte dich nicht zu sehr,
    Vertrau’st du dich doch sorglos
    Täglich dem wilden Meer.

         Mein Herz gleicht ganz dem Meere,
    10 Hat Sturm und Ebb’ und Fluth,
    Und...

  •      Du sollst mich liebend umschließen,
    Geliebtes, schönes Weib!
    Umschling’ mich mit Armen und Füßen,
    Und mit dem geschmeidigen Leib.

    * * *
    5      Gewaltig hat umfangen,
    Umwunden, umschlungen schon,
    Die allerschönste der Schlangen
    Den glücklichsten Laokoon.

  •      Ein Fichtenbaum steht einsam
    Im Norden auf kahler Höh’.
    Ihn schläfert; mit weißer Decke
    Umhüllen ihn Eis und Schnee.

    5      Er träumt von einer Palme,
    Die, fern im Morgenland,
    Einsam und schweigend trauert
    Auf brennender Felsenwand.

  •      Ein Jüngling liebt ein Mädchen,
    Die hat einen Andern erwählt;
    Der Andre liebt eine Andre,
    Und hat sich mit dieser vermählt.

    5      Das Mädchen heurathet aus Aerger
    Den ersten besten Mann,
    Der ihr in den Weg gelaufen;
    Der Jüngling ist übel dran.

         Es ist eine alte Geschichte,
    10 Doch bleibt sie immer neu;
    Und wem...

  • Sie hatten sich beide so herzlich lieb,
    Spitzbübin war sie, er war ein Dieb.
    Wenn er Schelmenstreiche machte,
    Sie warf sich auf’s Bett und lachte.

    5 Der Tag verging in Freud und Lust,
    Des Nachts lag sie an seiner Brust.
    Als man in’s Gefängniß ihn brachte,
    Sie stand am Fenster und lachte.

    Er ließ ihr sagen: O komm zu mir,
    10 Ich...

  • [201]
     XX.
     Enfant Perdu.

    Verlor’ner Posten in dem Freiheitskriege,
    Hielt ich seit dreißig Jahren treulich aus.
    Ich kämpfte ohne Hoffnung, daß ich siege,
    Ich wußte, nie komm’ ich gesund nach Haus.

    ...