Schwarze Madonna

Schwarze Madonna, du bist sehr schön.
So sah ich dich auf dem Sockel stehn.
Du bist ganz schön, ganz süß und lind.
So schön bist du wie der Morgenwind.

Du bist so schön, daß vor dir nichtig werden
Alle Bilder, Blumen und Künste der Erden.
Du bist ganz schön: du hast alles vollendet.
Alles Leid hast du in Lust gewendet.

Du hast alle Finsternis zu dir genommen.
Aller Tränen Meer ist vor dir erglommen.
Du hast alle Not im Herzen getragen,
Und alles Leben sahst du versagen.

Du bist ganz schön: o du bist die Erfüllung,
Alles Unsäglichen tröstliche Stillung.
Du hast alles Licht gemacht und erhoben,
Alles Furcht in den göttlichen Schein gewoben.

Auf deinem Schoße lag der Bespieene,
In deinen Händen tot der Verschrieene.
Auf deinen Knien lag alle Entblößung.
Vor deinen Augen begann die Erlösung.

Du bist so schön, weil du lächeln konntest,
Weil du die Furchtbarkeit übersonntest;
Weil den Zerschlagenen du überglücktest.
Als du dich über den Leichnam bücktest.

Du bist ganz schön: o du Mutter der Qualen.
Du bist ganz geschwärzt von den Brandmalen.
Du bist ganz bewundert in scheuen Träumen,
Die sich an deinen Schein ansäumen.

Collection: 
1923

More from Poet

  • Es lässt mir keine Ruhe,
    Dass du gegangen bist,
    Dass du in diesem Hause
    Mein Kind gefangen bist.

    Sie geben dir schlechtes Essen
    Und quälen dich aufs Blut,
    Du aber lächelst mit allen
    Du bist so gut.

    ...
  • O Phemie: uns ist der Mond ein großes gelbes Tulpenbeet
    (Es wälzen keuchend sich vom Horizonte Hollands taube Strahlen).
    Vermischt sich Apfelmusgehirn mit Loderherz; kommt Eros viel zu spät
    Und wir befinden uns weitaus am wohlsten in der Vertikalen....

  • Der Blas- und Eu-Phemieen reiche Kette
    Hab' ich geschlungen dir, Geliebte, um das Bein.
    Und wenn ich sonst nichts von Belang mehr täte,
    So könntest du mir Kakadu und Sperber sein.
    Erinnre dich der Nacht in jenem Bette,
    Als eine...

  • Dein Leib, vielgliedrig, ist ein tierhaft Gewächse aus Fleisch.
    Fischer haben entsetzt dich heraufgezogen in ihren Netzen:
    Eine menschliche Qualle, ein Fabeltier, eine weisse Spinne.

    Händler haben dich auf den Markt geworfen und ausgeschrieen....

  • In deinen Blicken wiegt sich der Frühling,
    Rosengeflecht und ein Apfelzweig
    Schaukeln ihn duftend einher.

    Auf deiner Lippen Granat- und Marmorsitz
    Streiten zehntausend Lerchen in süßem Tumult
    Wähnend sie säßen im Morgenrot....