Schon wird was eng uns umzirkt

Schon wird was eng uns umzirkt
heilig in schweigendem Gruß;
schon immortellendurchwirkt
küßt ihr die Wiese den Fuß.

Ich aber küßte ihr Herz
geradwegs von Lippe zum Grund
und von der sonnigen Brust
kehrte ich aufwärts zum Mund.

Tiere im letzten Gebusch
regten nicht Wimper noch Lid
und keines Vogels Gehusch
heilig Umarmen verriet.

Tief von der Liebe verschönt
steiget die Göttin zum Meer
daß sie sich sühnend versöhnt -
Rosen des Lichts um sie her.

Collection: 
German
1937
Rudolf G. Binding

More from Poet

  • Auf meinem Bette Mondenschein

    Auf meinem Bette Mondenschein,
    so weiß wie Reif und in dem Busch
    ein Vogellied, von Lieb ein Lied,
    von Liebe, stundenlang.

    Ich schaue auf, und schau hinein
    ins stille Mondesangesicht,
    und senk das Haupt, und bin...

  • Erwartung

    Durch Sonnen ging ich und achtet' der Sonne nicht.
    Durch Nächte und ich achtete nicht der Nacht.
    Da war kein Licht und war keine Finsternis
    in meinen Sinnen, da war nicht Raum noch Zeit.

    Nachtwandelnd schritt ich auf einem Grat dahin....

  • Morgenwind

    Morgenwind,
    keuschester,
    bist du der liebste mir
    weil deines unerschrockenen Fittichs
    Saumfedern eine
    nahe der Erde streifend
    sie traf, die ferne, die Freundin?
    weil ihres Haares ein Löckchen
    ...

  • Vollblut

    Dicht geklammert auf rauchende Rücken,
    nieder auf spritzende Mähnen sich bücken,
    baden in heißen Fontänen der Nüstern,
    nach ihren heißesten Strömen lüstern,
    drunten Gewölk und Gewitter der Hufe,
    hinten unmächtig zerflatternde...

  • Morgendliche Trennung

    Dämmerung. Frühgrau. Es tropfen die Bäume.
    Tief duftet die Welt von der Liebe der Nacht.
    Noch schaust du mir nach von der Pforte des Gartens.
    Doch da ich mich wende verschlingt dich das Grau.

    O heimliche Morgen der wahrhaft Geliebten....