Schlaflied

 
Ruhe, Süßliebchen, im Schatten
Der grünen dämmernden Nacht,
Es säuselt das Gras auf den Matten,
Es fächelt und kühlt dich der Schatten,
Und treue Liebe wacht.
Schlafe, schlaf ein,
Leiser rauschet der Hain, -
Ewig bin ich dein.

Schweigt, ihr versteckten Gesänge,
Und stört nicht die süßeste Ruh!
Es lauscht der Vögel Gedränge,
Es ruhen die lauten Gesänge,
Schließ, Liebchen, dein Auge zu.
Schlafe, schlaf ein,
Im dämmernden Schein, -
Ich will dein Wächter sein.

Murmelt fort ihr Melodieen,
Rausche nur, du stiller Bach,
Schöne Liebesphantasieen
Sprechen in den Melodieen,
Zarte Träume schwimmen nach.
Durch den flüsternden Hain
Schwärmen goldene Bienelein,
Und summen zum Schlummer dich ein.

aus: Gedichte von L. Tieck Zweiter Theil
Dresden 1821

Collection: 
1821

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Ruhe, Süßliebchen, im Schatten
Der grünen dämmernden Nacht,
Es säuselt das Gras auf den Matten,
Es fächelt und kühlt dich der Schatten,
Und treue Liebe wacht.
Schlafe, schlaf ein,
Leiser rauschet der...

 
Oftmals durch den grünen Wald
Eine liebe Stimme schallt,
Meinen Nahmen ruft es,
Ach! mich fällt so plötzlich dann
Uebergroße Freude an;
Ist es die Geliebte?

Wieder glaub' ich sie zu sehn
...

 
Muß es eine Trennung geben,
Die das treue Herz zerbricht?
Nein, dies nenne ich nicht leben,
Sterben ist so bitter nicht.

Hör' ich eines Schäfers Flöte,
Härme ich mich inniglich,
Seh ich in die...

  Glosse

Mondbeglänzte Zaubernacht,
Die den Sinn gefangen hält,
Wundervolle Märchenwelt,
Steig' auf in der alten Pracht!

Liebe läßt sich suchen, finden,
Niemals lernen, oder lehren,
Wer da will...

 
Ja, es giebt ein schönes Sehnen,
Das wie aus der tiefsten Nacht
In dem Herzen aufgewacht,
Greift nach Waffen, findet Thränen;
Viele lieben, viele wähnen,
Daß Liebe nur Lust dem Herzen
Schenken soll und...